[313] Solfeggiren (sprich: solfedschiren) [Musik] heißt eigentlich so viel, als: eine Melodie vermittelst der sechs aretinischen Sylben (ut, re, mi, fa, sol, la, – s. Guido Aretinus) singen; dann bezeichnet es aber auch überhaupt jedes Rotenlesen oder Singen, wobei man den Noten gewisse Namen giebt – eine für angehende Sänger sehr heilsame Uebung, um nach Noten singen (treffen) zu lernen. In Deutschland bedient man sich dazu gewöhnlich derjenigen Sylben und Buchstaben, womit auch die Töne benannt werden, also nach der Tonleiter von c, d, e, f, g, a, h, c, und den Fortschreitungen cis, dis, etc.; doch giebt es auch Provinzen, wo noch nach den sechs aretinischen Sylben solfeggirt wird. Die Franzosen, welche diesen sechs Sylben, um die Octave auszufüllen, noch eine siebente, si. zugegeben haben, preisen diese Methode als die leichteste zum Solfeggiren an; allein sie verdient, als höchst unvollkommen und für den Schüler äußerst schwer, in Deutschland schlechterdings keine Nachahmung. – Uebrigens heißen solche Stücke, welche zum Solfeggiren ohne Worte, und bloß zur Uebung der Stimme und des Treffens gemacht sind, Solfeggi. Auch kommt oft bei Clavier-Sachen das Wort Solfeggio vor, wo es denn anzeigt, daß das Stück zur Uebung der Hand und der Finger in gewissen Manieren geschrieben sei.