Torgau

[200] Torgau, eine durch ihre Tuch-Strumpf- und Ledermanufakturen, so wie durch treffliche Bierbrauerei in gutem Nahrungsstand sich befindende Stadt im Konigreiche Sachsen (im Meißn. Kreise) an der Elbe gelegen, über welche eine auf 4 steinernen Pfeilern ruhende, sehr künstlich gebaute, hölzerne Brücke, welche mit einem Aufzuge zu Durchlassung der Schiffe[200] und am Eingange mit einer Schanze versehen ist, führt. Außer einem schönen Schlosse, zu welchem unter andern in dem so genannten Flaschen-Thurme sonst eine Treppe führte, auf welche man bis unters Dach mit einem Wagen fahren konnte, ferner dem steinernen Grabmahl der Katharina von Bora (Luthers Gattin), welches unter mehrern fürstlichen Begräbnissen in der Stadtkirche sich befindet, und andern Merkwürdigkeiten, ist auch eines der bedeutendsten Zucht-und Arbeitshäuser von Sachsen, 1729 erbaut, hier befindlich. Aber auch in der Geschichte hat Torgau einen ruhmvollen Platz erhalten. Die bekannten (17) Torgauischen Artikel, der Torgauische (nachher Schmalkaldische) Bund, ferner für die Sächsische Gesetzgebung das Torgauer Ausschreiben (v. 1583) tragen ihren denkwürdigen Namen eben sowohl, als sie in der Geschichte des dreißigjährigen Krieges (wo auch die Brücke abgebrannt wurde) und des siebenjährigen Kriegs (wo es bald von Preußischen, bald von Oestreichischen Truppen besetzt wurde), besonders durch die im Nov. 1760 nicht weit davon gelieferte Schlacht, merkwürdig geworden ist.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 200-201.
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