Anton Canova

[181] Anton Canova, einer der berühmtesten Bildhauer unserer Zeit, geboren um 1760 zu Possagno im Trevisanischen. Sein schöpferisches Genie zeigte sich schon im 12. Jahre, wo er in der Küche des Herrn von Falier, der ein glänzendes Gastmahl gab, die Köche, welche einige Figuren zum Dessert vergessen hatten, aus der Verlegenheit riß, indem er aus einem großen Stück Butter einen Löwen fertigte, der große Bewunderung und nachher die Aufmerksamkeit der Herren von Falier auf diesen Knaben erregte; sie sorgten für seine Erziehung, und brachten ihn bei den großen Fortschritten, die er binnen zwei Jahren machte, nach Venedig zur Akademie, wo er mehreremal den Preis erhielt, und schon im 16. Jahre eine Statüe der Euridice seinen Gönnern überreichen konnte. Im J. 1780 ging er mit dem Gesandten Zuliani nach Rom, wo er, der schon durch mehrere Werke, durch Apollo und Daphne, Aesculap, Orpheus etc., besonders aber durch Dädalus und Icarus, und durch Herkules, welcher die Schlangen erwürgt, einen großen Ruhm erlangt hatte, diesen durch die dort gefertigten Arbeiten: Theseus, Apollo etc. bestätigte, und 1787 gewählt wurde, das Grabmal Papst Clemens XIV (Ganganelli) zu fertigen, welches für eines der größten Meisterstücke gehalten wird. Auch errichtete er in des venetianischen Gesandten Pallaste [181] 1792 eine Schule zum Besten der venetianischen Jugend. Und so fuhr er fort, durch die treflichsten Arbeiten seinen Ruhm immer fester zu begründen; verließ dann, bei Ausbruch der Kriegsunruhen, auf eine Zeitlang Rom, wohin er aber nach dem Frieden wieder zurückkehrte, seine berühmte Statüe, Perseus mit dem Haupte der Medusa, vollendete, 1802 von Bonaparte nach Paris gerufen wurde, um das Modell zu einer kolossalen Bildsäule desselben zu entwerfen; dann in demselben Jahre vom Papst Pius VII. durch ein Diplom zum Oberaufseher aller römischen Kunstsachen und aller artistischen Unternehmungen im ganzen Kirchenstaate ernannt, und zum Ritter vom goldenen Sporn erhoben wurde. Das Grabmal der Erzherzogin Maria Christina zu Wien fing er auch um diese Zeit an zu bearbeiten, welches er 1806 selbst dort aufstellte. (S. Wien Th. VI. S. 412) Viel ist übrigens über diesen berühmten Künstler, manches Widersprechende und mancher Tadel ausgeschüttet worden. Der berühmte, unlängst verstorbene Fernow fand schon manches zu tadeln, und mehrere Kritiker folgten nach. Am schönsten hat ihn vielleicht Göthe in der Schrift: Winckelmann und sein Jahrhundert, und am richtigsten A. W. Schlegel in einem Sendschreiben an Göthe gewürdert.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 181-182.
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