Böhmen

[127] * Böhmen hat seinen Namen von den Bojern, einer uralten celtischen Völkerschaft: diese kamen 600 Jahr vor Christus aus Gallien dahin, wurden aber von den Markomannen verjagt und unterjocht. Böhmen blieb lange Zeit ziemlich unbekannt, und man weiß nur ihre bestimmte und feste Regierung unter den Herzogen, die von 375 nach Christus anfängt. In der Mitte des 6ten Jahrhunderts wurden sie von Zekko überzogen und unterworfen, der das Land auch urbar machte, und dessen Abkömmlinge sich, trotz der vielen Einfälle der Slaven, die sich auch hier festsetzten, dennoch erhielten. Einer der ersten von ihnen, die bekannter geworden sind, war Przemislas, eigentlich ein Bauer, welchem aber 632 die Fürstin Libussa ihre Hand und den Thron gab. – Dann findet man Böhmen unter den Staaten Carls des Großen, bis im J. 840 die Herzogthümer Böhmen, [127] Mähren, Schlesien frei und von ihren eignen Fürsten regiert wurden. Böhmens Herzoge erhielten 1061 vom Kaiser Heinrich IV. den Titel König, welchen Wratislav zuerst führte: und nach und nach erlangte Böhmen bis in die erste Hälfte des 13ten Jahrhunderts ein großes Ansehen unter den europäischen Mächten, besonders unter König Przemislas oder Ottokar I. Nach Herzog Heinrichs von Kärnthen Tode gaben die Böhmen Johann von Luxemburg die Krone (1310), und in der Folge wurde diese (1378 bis 1440) von den Königen Carl IV., Wenzeslas und Sigismund, die zugleich Kaiser waren, mit der Krone des deutschen Reichs vereinigt, von welchem sie aber unter Ladislas, König von Hungarn, getrennt und erst 1528 wieder durch Ferdinand von Oestreich damit verbunden wurde. Letzterer machte Böhmen zu einem Wahlreiche, und nach seinem Tode fiel die Wahl auf seinen Sohn Maximilian. So blieb es, bis denn unter Ferdinand III. die böhmische Krone durch den westphälischen Frieden (1648) im Hause Oestreich erblich wurde.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 127-128.
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