Billaud Varennes

[122] * Billaud Varennes (nicht: de Varennes), geb. zu Rochelle, ein Advokat und seit der Robespierrischen Epoche in der französischen Revolution einer der fürchterlichsten Schreckensmänner. Ehemals hatte er dem Hofe auf alle Art geschmeichelt. Als im Jahre 1783 ein Lufthall in Paris aufstieg, machte er ein Sinngedicht, worin dem Könige eine ziemlich verständliche Schmeichelei gesagt wurde. Demohngeachtet erhielt er keine Versorgung, und vielleicht war dieses ein Grund zu seinem nachmaligen Königshasse. Das Departement von Paris, welches zur Deputation am Nationalconvent die überspanntesten Köpfe wählte, gewährte auch ihm eine Stelle darunter. Er rechtfertigte vollkommen die Wahl seiner Committenten, nahm die unsinnigsten und grausamsten Motionen in Schutz, und rechnete sichs zur vorzüglichen Ehre an, unter die Häupter der Bergparthei zu gehören. Die Schändlichkeit seines Charakters verrieth sich schon in seinem von Neid abgezehrten Gesicht, und in den kleinen gallichten Augen, welche er nur zu öffnen schien, um die Opfer seiner Rache auszuersehen. Ob er gleich einer der ersten war, welche Robespierren anzugreifen wagten, und dadurch die Freiheit des Convents bewirken halfen, so wurde er demohngeachtet späterhin selbst der Tyrannei wegen angeklagt und am 1. April 1795 zur Deportation nach Guiana verurtheilt. (Man vergl die Art. Collot dʼHerbois und Robespierre.)

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 122.
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