[64] Der Assiento-Tractat. Assiento (a. d. Span.) bedeutet eigentlich eine Verpachtung; gemeiniglich aber versteht man darunter die Bewilligung der spanischen Regierung, daß eine fremde Nation, mit Ausschließung anderer, auf eine bestimmte Anzahl von Jahren Negersklaven aus Afrika in die spanischen Colonien in Amerika, gegen eine gewisse Abgabe an Spanien, einführen und Handel damit treiben darf. Schon Philipp IV. und Carl II. von Spanien schlossen mit den Engländern sowohl als Holländern einen solchen Handelstractat; dann waren die Engländer bis 1701 in dem alleinigen Besitz von dem Assiento, wo sie ihn, da Philipp von Anjon auf den spanischen Thron kam, verloren, indem dieser der französischen Guinea-Compagnie, welche nun auch den Namen Assiento-Compagnie annahm, den Handel auf 10 Jahre zugestand, binnen welchen ihr, 48000 Neger beiderlei Geschlechts nach dem festen Lande und den Inseln der Spanier in Amerika zuzuführen, erlaubt wurde. Im Jahre 1713 wurde nun statt dessen abermals mit England von Seiten Spaniens zu Utrecht der bekannte Assiento-Tractat auf 30 Jahre abgeschlossen (Großbritannien überließ nachher den Handel der Südsee-Compagnie), wobei jedoch unter andern auch ein Additional-Artikel sich befand: daß sie alle Jahre, wählend des Tractats, ein sogenanntes Permissions- oder Assiento-Schiff von bestimmter Größe mit allerhand[64] Waaren nach jenen Colonien schicken dürften. Da aber dies selbst große Mißbräuche und vielen Schleichhandel nach sich zog, so wurden unter Philipp V. die Beschwerden und Irrungen darüber so stark, daß es zuletzt 1739 zum öffentlichen Krieg zwischen beiden Mächten, Spanien und England, kam, worauf in dem Aachner Frieden 1748 zwar der englischen Compagnie noch vier Jahre zugestanden, allein in der 2 Jahre darauf erfolgten Madriter Convention derselben überhaupt und für die noch rückständigen 4 Assiento-Jahre 100,000 Pfd. Sterl. gezahlt wurden: und so nahm denn der Assiento-Tractat sein Ende.
Brockhaus-1809: Der Barriere-Tractat