Der Codex

[230] Der Codex (franz Code). Ursprünglich war bei den Alten Codex das unter der Rinde befindliche Holz eines Baums. Vor Erfindung des Papiers schrieb man auf hölzerne, mit Wachs überzogene Tafeln, und diese, wenn sie beschrieben, oder vielmehr mit dem Griffel gegraben waren, wurden in Form eines Buchs zusammengelegt und Codex genannt: ein Wort, das man auch für die Folge, wo man schon auf Papier schrieb, dennoch beibehielt, um damit jedes große Buch zu bezeichnen: so hießen denn auch große bedeutende Werke, oder alte Handschriften von Schriftstellern, von Dichtern, Historikern, Philosophen etc., die nachher aufgehoben wurden, Codices Manuscripti, welche in der spätern Zeit, wo nach und nach die Buchdruckerkunst den Werken der Gelehrten zu Hülfe kam, öfters bei zweifelhaften Stellen, die vielleicht durch die Fehler der Abschreiber verdorben waren, mit einander verglichen und zu Rathe gezogen wurden. Eben so nannte man nun [230] auch eine Sammlung von Gesetzen, die in einem Lande gegeben wurden, Codex, welche denn gemeiniglich nach dem Namen des Regenten, unter welchem diese Gesetzessammlung bekannt gemacht worden, benannt wurde. So war der Codex Theodosianus und Justinianeus bei den Römern, dann späterhin der Codex Augusteus für Sachsen; ferner bei den Franzosen der Code Henry, Code Louis, der Code Marchand (eine Handelsgesetzordonnanz Ludwigs XIV.) und Code Noir (desselben Ordonnanz für die Justizverwaltung der französischen Inseln in Amerika – für die Schwarzen) etc., und in den neuesten Zeiten der Code Napoléon für Frankreich und mehrere alliirte Länder, wo derselbe mit mehreren oder wenigern Abänderungen eingeführt ist.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 230-231.
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