[321] Ephĕsus: diese ehemals berühmte Hauptstadt von Jonien und Klein-Asien war sonst der Mittelpunkt alles Handels von Vorder-Asien, wozu der sehr geräumige Hafen vieles beitrug. Und obgleich Zerstörungen und selbst Erdbeben sie mehreremal vernichteten, so wurde sie doch wieder hergestellt. Es hatte mehrere trefliche Gebäude; das vorzüglichste unter allen war der zwischen der Stadt und dem Hafen gelegene Dianentempel. Zweihundert und zwanzig Jahre lang sollen die gesammten Völker Klein-Astens an der Erbauung dieses Tempels gearbeitet haben, dessen Länge 425 Fuß betrug, und welcher mit 127 Säulen (jede 60 Fuß hoch) geziert war. Noch merkwürdiger waren die darin befindlichen zahllosen Bildsäulen [321] und Gemälde von den berühmtesten Meistern in Griechenland. Bis zu Plinius war er siebenmal, vielleicht gar schon achtmal zerstört worden, worunter die bekannteste Vernichtung diejenige war, welche durch die von dem berüchtigten Herostrat (s. d. A.) unternommene Ansteckung, eben dadurch diesem Mordbrenner einen unsterblichen Namen machen sollte. Dennoch wurde der Tempel von den Ephesern wieder prächtiger als je aufgebaut, wozu sie nicht blos ihr Geld, sondern sogar ihre Weiber das Geschmeide hergaben. Ja, die Begierde, sich durch ein solches Werk der schönen Kunst zu verewigen, war so groß, daß sie Alexanders des Großen Anerbieten, den ganzen Aufwand ihnen wieder zu ersetzen, wenn sie ihm erlauben wollten, eine Inschrift zu seinem Andenken bei diesem Tempel anzubringen – ausschlugen, um nur den Ruhm allein zu haben, daß sie ein solches Werk aus ihren eignen Mitteln errichtet hätten. Heut zu Tage sind die Trümmer dieses Tempels ein Aufenthalt der Hirten mit ihren Heerden, so wie die prächtige Stadt jetzt – ein geringes Dorf, Aja Soluk, oder Aja Inni ist.