[394] Glaucus: unter diesem Namen kommen in der griechischen Geschichte und Mythologie mehrere vor. Einer der merkwürdigern war der Sohn des Minos und der Pasiphaë. Als Knabe fiel er einst beim Spiele mit dem Balle in ein Faß voll Honig, wo er seinen Tod fand. Niemand wußte, wo er hingekommen war, und vergebens stellte man Nachsuchungen aller Art an. Endlich gab das befragte Orakel die Antwort, daß, wer die Gestalt der unter des Minos Heerde befindlichen dreifarbigen Kuh am besten nachmachen könnte, seinen Sohn finden und beleben würde. [394] Polyidos, des Köramis Sohn, bewerkstelligte dies und fand denn auch den Knaben – aber ohne Leben. Dies konnte Polyidos ihm nicht geben, und so ließ der König Minos diesen mit seines Sohns Leichnam in das Begräbniß einsperren. Polyidos sah jetzt eine Schlange nach dem Knaben hinkriechen, die er mit einem Steine tödtete; bald kam eine andere, die beim Anblick der getödteten Schlange zurückkroch, ein gewisses Kraut holte, und diese damit wieder lebendig machte. Desselben Mittels nun bediente sich Polyidos, und er brachte den Glaucus ins Leben zurück. – Nach andern war es Aesculap, welcher den Glaucus wieder lebendig machte.
Ein anderer Glaucus war ein Meergott, der, nach der mythologischen Erzählung, zuvor ein bloßer Fischer zu Anthedon in Böotien, einst als er eine große Menge Fische gefangen und sie todt aufs Gras gelegt hatte, auf einmal sah, daß diese von einem gewissen Kraute, worauf sie zufällig zu liegen gekommen, wieder lebendig wurden und ins Meer sprangen: sogleich stürzte er, über seinen Verlust außer sich, ins Meer nach, und wurde hierauf in einen Meergott verwandelt – obgleich die Fabel verschieden erzählt wird. Apollo verlieh ihm zugleich die Wahrsagerkunst. Er wird als alter Mann mit langen Haupthaaren und Bart, mit Meerschilf bekränzt, die Brust mit Seekräutern bewachsen, abgebildet, übrigens halb Mensch, halb Fisch – eigentlich mit einem Delphinsschwanze von blauer Farbe. Gewöhnlich ist er in der Stellung eines Schwimmenden mit unter dem Gefolge des Neptun.