[502] James Wolfe, ein berühmter englischer Krieger, den man für einen der vorzüglichsten Generale, oder Befehlshaber der englischen Landmacht hält. Da er sich, nach Ausbruch des Seekrieges zwischen Frankreich und England im Jahr 1755 bei vielen Gelegenheiten durch Tapferkeit und militairische Geschicklichkeit auszeichnete, so stieg er bald bis zum Generalmajor. Frankreich und England stritten sich damals besonders um Canada, welches jene Macht besaß und auf dessen Grenze, dem Utrechter Friedensschluß zuwider, viele Forts angelegt hatte. Es kam nun besonders auf die Eroberung der Hauptstadt Quebeck an. Die Franzosen, unter ihrem verdienten Generale Moncalme, suchten 1759 dieselbe zu vertheidigen: ihnen rückten die Engländer unter Wolfe entgegen. In der Nähe dieser Hauptstadt kam es zur Schlacht. Man focht von beiden Seiten mit so vieler Tapferkeit, daß die Befehlshaber beider Armeen tödtlich verwundet wurden. Allein Wolfe genoß noch die Freude, daß sich vor seinem Ende der Sieg für die Engländer erklärte. Er lag schon in den letzten Zügen und in Ohnmacht, als er durch den Ruf um sich her: sie laufen, sie laufen! auf einige Augenblicke sein Bewußtsein wieder erhielt. Mit Heftigkeit rief er: wer läuft? Als man ihm darauf antwortete: die Franzosen! und ihm erklärte: daß sie geschlagen wären; so rief er: nun Gott sei Dank! Ich sterbe nun mit Freuden, und einen Augenblick darauf gab er, in einem Alter von 34 Jahren, seinen Geist auf1. Sein Leichnam wurde [502] nach England gebracht und mit aller militairischen Ehre in der Westmünster-Abtei beigesetzt, wo man ihm auch ein prächtiges Denkmal errichtete. Die Folgen seines Sieges waren für England äußerst wichtig; denn seit dieser Zeit erhielten die Engländer in Amerika überall die Oberhand und Frankreich sah sich endlich im Pariser Frieden 1763 genöthiget, ganz Canada und alles, was noch über Canada gegen Norden liegt, ihnen abzutreten. – Noch verdient es bemerkt zu werden, daß Wolfeʼs Tod und die Vorstellung der Schlacht, in der er fiel, durch mehrere große Künstler, auch in Kupferstich verewigt worden ist.
1 Das dieser große Feldherr, dessen Tod von der ganzen Nation betrauert wurde, nicht eigentlich durch das Loos des Kriegs, sondern als ein Opfer der Rache eines Nichtswürdigen gefallen, ist eine Entdeckung, die man erst weit später gemacht hat. Ein englischer Unterofficier nemlich, von Wolfs Regiment, war von diesem wegen schlechten Betragens mit Degradirung bedroht worden. Aus Rache ging der Elende zum Feinde über und suchte in dem bald darauf folgenden Treffen den englischen Feldherrn selbst auf. Als guter Schütze wußte er ihn sicher zu treffen und Wolfe – fiel! Bald nachher wurde der nichtswürdige Verräther im Crownpoint mit der Besatzung gefangen genommen und als Deserteur zum Galgen geführt. Unter diesem entdeckte er noch sein Geheimniß, das erst in der neueren Zeit durch einen Officier aus Licht kam. (s. Archenholz Brittische Annalen, I. Band.)