[574] Lysimachus, einer der berühmtesten Feldherren und Freunde Alexanders, nach dessen Tode er, [574] bei der Vertheilung aller von diesem eroberten Länder, die Statthalterschaft von Thracien bekam (sich auch in der Folge, wie die übrigen Satrapen, den königlichen Titel beilegte), welche er aber erst nach vieljährigen Kriegen und Eroberungen in Ruhe besitzen konnte, besonders da die allgemeinen Streitigkeiten der Nachfolger Alexanders lange fortdauerten, und namentlich auch Antigonus es war, wider welchen die übrigen Könige einen mächtigen Bund schlossen. An diesem nahm denn Lysimachus in der Folge sehr lebhaften Antheil, drang plötzlich in Asien ein, eroberte einen großen Theil von Persien und Lydien allein Antigonus eilte herbei, und entriß ihm bald dieselben meistentheils wieder, so daß jener sich sehr zurückziehen mußte; allein da im folgenden Jahre der Krieg allgemein wurde, so focht auch Lysimachus und Seleucus mit persönlicher Tapferkeit in der siegreichen Schlacht bei Ipsus in Phrygien, wo Antigonus das Leben verlor, dessen Länder nun jene Beiden unter sich theilten, so daß Lysimachus ganz Kleinasien, Kappadocien etc. nahm. Indessen von Demetrius mit einer Flotte zur See angefallen, verband er sich jetzt noch mit Seleucus, Ptolomäus und Pyrrhus wider den Demetrius, dem es auch Freiheit und Leben kostete. Ehe aber noch dieser Krieg ausbrach, hatte Lysimachus einen andern und gefährlichern Krieg mit den Geten und deren König, Dromichätes, zu bestehen, in weichem er mit seinem Sohne gefangen wurde, und wo die Geten seinen Tod von ihrem Könige forderten. Dieser aber zeigte die unerwartete Großmuth, daß er, nach Besänftigung seiner Soldaten, den Lysimachus als Freund behandelte, und ohne Lösegeld entließ, worauf dieser die eroberten Ländereien jenseit des Isters an Dromichätes abtrat, Frieden schloß und ihm seine Tochter zur Ehe gab. – Indessen ward seine Macht immer größer, indem er noch die Hälfte von Macedonien an sich riß und den Pyrrhus aus der andern Hälfte vertrieb. Jetzt aber brachten seine Familien-Angelegenheiten ihm die meiste Verwirrung zuwege. Schon vorher hatte er von seiner bisherigen Gemahlin Amaftris sich geschieden und dagegen aus Staatsabsichten des Ptolomäus Tochter, Arsinoe, geheirathet. [575] Diese verleitete ihn zu mehreren Thorheiten und endlich auch unter falschen Vorspiegelungen sogar zur Ermordung seines tapfern hoffnungsvollen Sohnes Agathocles, dessen Gemahlin, Lysandra, die Halbschwester der grausamen Arsinoe, zum Seleucus nach Babylon flüchtete. Dieser, längst schon des gefährlichen Nachbars überdrüssig, überzog den Lysimachus mit Krieg; ein großer Theil der asiatischen Provinzen fiel gleich ab, ganz Kleinasien ward fast ohne Schwerdtstreich sein. Lysimachus rückte eiligst entgegen; in Phrygien am Hellespont kam es zur Schlacht, in welcher er völlig unterlag, und selbst, nach tapferm Widerstande, das Leben verlor. Sein Körper blieb lange unentdeckt, bis er endlich durch einen treuen Haushund, der seinen Gebieter nicht verlassen hatte, aufgefunden, und dann bei Lysimachia in einem prächtigen Grabmal begraben wurde. Es geschah dies im zweiten Jahre der 124. Olympiade.