[38] Maximilian der Erste, Herzog in Ober- und Niederbaiern und Churfürst, in der deutschen Geschichte bemerkenswürdig. Geboren 1573, wurde er schon früh. auf Befehl seines Vaters, Herzogs Wilhelms V, äußerst orthodox erzogen. Auf der Universität Ingolstadt, wohin er 1587 kam, wirkten besonders der Umgang der Jesuiten, und die Bekanntschaft und innige Verbindung mit dem Erzherzog von Oestreich, Ferdinand, mächtig auf ihn; und nach einer Reise nach Italien, mit Inbegriff der Wallfahrt nach Loretto, [38] übertrug ihm sein Vater schon im J. 1594 die Regierungsgeschäfte, und 1598 erfolgte die förmliche Abtretung der Regierung an ihn. Maximilian trat diese Regierung allerdings in einer höchst mißlichen Lage der Finanzen seines Reichs an, zu deren Verbesserung er die werkthätigsten Anstalten und so nach und nach sich nicht nur von Schulden frei machte, sondern auch den Grund zu einem beträchtlichen Schatze legte. Auch errichtete er, um den kriegerischen Geist seines Volks zu bilden, einen Kriegsrath, ließ 1600 eine allgemeine Landesmusterung vornehmen, und begann und vollendete durch Organisation des Fortifications-Wesens, durch Bewaffnung und Uebung seiner Mannschaft, durch Verbesserung der Artillerie, selbst durch neue Entdeckungen (z. B. die des Geschwindschießens), die Schöpfung eines kriegerischen Systems, wodurch er sich für die Folge furchtbar genug machte. Bald aber sollte er nun auch tiefer in die Begebenheiten von Europa verwickelt werden. Sein schon auf dem Reichstage zu Regensburg 1603 gegen die Protestanten bewiesener Haß zeigte sich noch mehr bei der ihm vom Kaiser Rudolph II. übertragenen Execution gegen die Stadt Donauwerth im J. 1607, welche er eroberte, und im Besitz behielt. Zwar nahmen sich die evangelischen Stände der Stadt nachdrücklich an; es kam auch im J. 1610 so weit, daß der Kaiser die Restitution derselben beschloß, jedoch sollte die Stadt dem Herzog Maximilian die Executions-Kosten erstatten; allein da sie dies nicht vermogte, blieb sie ihrer Reichsfreiheit verlustig und Baiern unterthan. Indessen hatten die protestantischen Stände, bei jenen bedenklichen Anmaßungen, eine Union, im Jahre 1610 zu Halle in Schwaben zu Stande gebracht, und an ihrer Spitze Churfürst Friedrich IV. von der Pfalz gewählt: ihr entgegen wurde nun ebenfalls eine katholische Ligue in demselben Jahre geschlossen, und bekam den Herzog Maximilian zu ihrem Haupte. Das Feuer brach endlich 1618 in den bekannten Dreißigjährigen Krieg aus (s. d. Art.), wo nun Maximilian sich besonders als Feldherr auszuzeichnen Gelegenheit hatte, auch gleich 1620 die berühmte Schlacht auf dem weißen Berge vor Prag wider Friedrich V. von der Pfalz gewann, wodurch der letztere [39] zur Flucht genöthiget, auch im folgenden Jahre in die Acht erklärt, und die Vollziehung derselben in der Ober-Pfalz dem Herzog Maximilian aufgetragen wurde; ja, da dieser Friedrichen fast alle Städte in der Ober-Pfalz wegnahm und durch seinen General Tilly (s. d. Art.) die besten Plätze der Unter-Pfalz unter Kaiserl. Botmäßigkeit brachte, wurde ihm 1623 von dem Kaiser die Friedrichen entzogenen Churwürde ertheilt, und in der Folge (1628) auch die Ober Pfalz erblich überlassen. Bald war er auch gegen die Waffen des Königs von Dänemark, Christians IV., mit welchem sich die protestantischen Fürsten vereiniget hatten, eben so glücklich; seine Armee schlug die Dänische bei Lutter am Barenberg, (1626) und Dänemark mußte sich 1629 zu einem schimpflichen Frieden bequemen. So war Maximilian immerfort das Schrecken seiner Feinde, bis endlich der Retter Deutschlands, Gustav Adolph von Schweden, sich der Sache der Protestanten annahm, 1630 in Pommern landete, die Kaiserlichen allenthalben schlug, und nach der berühmten Schlacht bei Leipzig (7. Sept. 1631) endlich auch nach Bayern vordrang. Jetzt mußte sich Maximilian mit Wallenstein vereinigen, und Gustav war genöthiget, Bayern zu verlassen; allein die Schlacht bei Lützen ging verloren, und Bernhard von Weimar brach nun in Bayern ein. Indessen gab die Schlacht bei Nordlingen (1634), so wie der zwischen dem Kaiser und Sachsen geschlossene Friede den Sachen eine andre Wendung, und Maximilian bekam jetzt wieder einige Lust. Dennoch focht er von jetzt an nur mit abwechselndem Glück, und öfters wurde auch Bayern von den feindlichen Truppen, namentlich von Wrangel, heimgesucht, so daß sogar unter andern der Churfürst, nachdem er schon einmal (1647) zu einem Waffenstillstand zu Ulm sich genöthiget gesehen, denselben aber nachher widerrufen hatte, mit seiner Gemalin und Kindern aus München und zum Erzbischof von Salzburg fluchten mußte. Durch den so lange unterhandelten und endlich 1648 erfolgten Westmunsterschen Frieden, behielt Maximilian die Churwürde; – für Pfalz wurde eine neue achte Chur errichtet, auch dasselbe in der Unter-Pfalz gänzlich wieder hergestellt; – das Erztruchses-Amt, so wie die Ober-Pfalz nebst der Grafschaft [40] Cham. Der Tod dieses für die damaligen Zeiten allerdings bedeutenden Fürsten erfolgte im J. 1651. So groß und von durchdringendem Verstande sich auch dieser Fürst in allen den politischen Ereignissen gezeigt hatte, so war doch auf der andern Seite seine unrühmliche Beschränktheit, in welche er sich in Ansehung seiner Religionsmeinungen, hauptsächlich durch die Jesuiten einfesseln ließ, eine merkwürdige Erscheinung. Für die geistlichen Stiftungen war er allerdings ein wohlthätiger Regent; was ihm die Finanzen und die militärische Einrichtung seines Landes zu verdanken hatten, haben wir oben gesehen. – Billig erwähnen wir hier noch eines höchstwichtigen biographischen Werks: P P. Wolfs Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit, München, 1807, von dem nur zu bedauern ist, daß wir erst 2 Theile davon besitzen.