[49] Melampus, Sohn des Amythaon und der Idomene, ist in dem Alterthum als Arzt und Wahrsager berühmt: ein Ruhm, den er sich unstreitig durch seine großen medicinischen Kenntnisse und durch seine Bekanntschaft mit der Natur und ihren Kräften erworben hat. Sein Name bezeichnet eigentlich einen Schwarzfüßigen, welchen er daher erhalten haben soll, weil seine Fuße, als ihn seine Mutter (welche übrigens auch von einigen Rhodope, von andern Aglaja genannt wird) als ein junges Kind aussetzte, unbedeckt blieben und von der Sonne ganz schwarz gebrannt wurden. Sehr viel Wunderdinge erzählt die Fabel von seiner Heil-und Wahrsagerkunst, welche letztere er von dem Phönicier Cadmus erlernt haben sollte. Doch erzählte man auch folgenden Ursprung dieser Gabe: Als nemlich ein paar Schlangen, welche er ganz jung in seinen Schutz genommen und sie aufgezogen hatte, einst, als er schlief, zu ihm hingekommen waren und seine Ohren geleckt hatten, erschrack er beim Erwachen heftig, merkte aber bald, daß seine Ohren durch die Schlangen geöffnet worden, so, daß er nun die Stimmen der Vögel verstand, und alles, was diese den Menschen über die Zukunft andeuteten, ihnen entdecken konnte. Die Zeit, in welcher er gelebt, ist ungewiß; aber durchgängig ist er für einen weisen Mann, der die ganze Mythologie inne gehabt, auch mehrerer Götter Dienst, so wie die eleusinischen Geheimnisse nach Griechenland gebracht habe, gehalten worden; so wie man ihn denn auch nach seinem Tode göttlich[49] verehrte, und ein Fest ihm zu Ehren jährlich in Aegistheni in Attica in seinem Tempel beging.