Melampūs

[567] Melampūs (»Schwarzfuß«), im griech. Mythus ein berühmter Seher, Sohn des Amythaon und der Eidomene. Schlangen, die er ausgezogen, leckten ihm, während er schlief, die Ohren aus, fortan verstand er die Stimmen der Tiere. Als sein Bruder Bias Pero, Tochter des Neleus, nur dann zur Gattin bekommen sollte, wenn er die Rinder des Phylakos als Brautgabe bringe, suchte M. für ihn die Rinder zu rauben, wurde aber ergriffen und ins Gefängnis geworfen. Durch die Holzwörmer erfuhr er, daß das Haus bald einstürzen werde, und ließ sich deshalb schnell hinausbringen, worauf es zusammenstürzte. So über seine Sehergabe belehrt, verspricht ihm Phylakos die Rinder, wenn er seinen zeugungsunfähigen Sohn Iphiklos (s. d.) heile. Durch einen Geier erfährt M., daß das Leiden herrühre vom Schreck über ein blutiges Messer, mit dem der Vater beim Verschneiden von Böcken den jungen Sohn bedroht hatte, und geheilt werden könne durch den Rost des in einen Baum gestoßenen und verwachsenen Messers. Nach der Heilung erhält M. die Rinder und gewinnt so dem Bruder die Braut. Später zieht er nach Argos, wo er die von Wahnsinn befallenen Töchter des Königs Prötos heilt und dafür eine derselben, die Iphianassa, sowie für sich und Bias je ein Drittel des Reiches zum Lohn erhält. M. wurde der Stammvater eines ganzen Sehergeschlechts (Melampodiden) und galt in Argos als Gründer des Dionysosdienstes.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 567.
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