Napoleon

[89] Napoleon (Bonaparte) Kaiser von Frankreich, König von Italien und Beschützer des Rheinbundes, wurde am 15ten August 1769 zu Ajaccio auf der Insel Corsica geboren, wo sein Vater Carl Bonaparte1, [89] der nicht von Adel war, oder vielmehr von seinem Adel keinen Gebrauch machte, die Stelle eines Procurators bekleidete und an Paoliʼs und der Corsen Vertheidigung ihrer Unabhängigkeit gegen Genua und Frankreich, Antheil nahm. Seine noch lebende Mutter, Maria Lätitia, hieß mit ihrem Geschlechtsnamen Raniolini. Durch die Verwendung des Marquis von Marboeuf, der als französischer Gouverneur nach Corsika kam, erhielt Napoleon im Jahr 1779 eine Stelle in der Militärschule zu Brienne. Hier erwarb er sich große Kenntnisse in der Mathematik, besonders der Fortifikations- und Ingenieurkunst, galt aber für einen Menschenfeind, weil er düster und einsam in dem ihm angewiesenen Theile des Gartens der Militärschule lebte und ihn sogar unzugänglich gemacht hatte. Erst späterhin sammlete er die übrigen Zöglinge der Schule um sich und führte in ihrem Kreise, statt Kinderspielen, militärische Uebungen ein. Im Jahre 1785 kam er in die Militärschule zu Paris und ward bald Artillerieofficier im Regiment de la Ferre. Nach Ausbruch der französischen Revolution lebte er sehr eingezogen und ging 1790 mit Paoli nach Corsica, verließ es aber, nach der Besitznahme dieser Insel durch die Engländer, mit seiner ganzen Familie. Erst im Jahre 1793 wurde sein Name in den Annalen des Revolutionskrieges bekannt. Toulon hatte sich am 29. August dieses Jahres den Engländern ergeben; Dügomier (s. d. A. in den Nachtr.) erhielt Befehl von der Republik, es ihnen durchaus wieder zu entreißen und Bonaparte, Commandant der Artillerie, der gegen die Redoute des festesten Forts Pharon mit der Artillerie den Angriff that, hatte einen vorzüglichen Antheil [90] an der schnellen Wiedereroberung dieses Hafens, erhielt auch zur Belohnung bald darauf das Diplom als Artilleriegeneral. Indeß vergaß man die Dienste, die er Frankreich bei dieser Gelegenheit geleistet hatte, bald wieder: Er kam von Toulon nach Nizza und wurde hier als Terrorist arretirt, jedoch bald wieder freigelassen. Man wollte ihn darauf als General der Infanterie anstellen; er schlug es aber aus, sein Commando bei der Artillerie zu verlassen und gieng nach Paris um deshalb Vorstellungen zu thun, auf die man nicht achtete. Zu seinem Glück wurden jetzt in Paris die innerlichen Unruhen immer größer und schon hatten die Sectionen dieser Hauptstadt dem Nationalconvent den Untergang geschworen, wozu der Beschluß wegen der zwei Drittheile (s. B. 1. S. 367.) die Veranlassung gab. Der Convent hatte jedoch unter den Mauern von Paris ein starkes Lager von Truppen gebildet; ihr Anführer war Barras und unter ihm commandirte Bonaparte. Am 13ten Vendemiaire (5. Oktober.) 1795 kam es zu einem förmlichen Treffen zwischen den Sectionen und diesen Truppen, in welchem die ersteren besiegt wurden. Je wichtiger dieser Tag und die Folgen desselben für den Staat waren, da er allen fernern Unternehmungen der unruhigen Köpfe ein Ende machte, um so mehr Ruhm erlangten dadurch Barras und Bonaparte. Jener ward einer der fünf Direktoren des, am 28. Oktober erwählten, neuen Nationalconvents und Bonaparte, der bis jetzt Divisionsgeneral der italienischen Armee gewesen war, wurde anfangs Oberbefehlshaber der Armee im Innern und gleich darauf, durch Barras Empfehlung, in derselben Eigenschaft an die Spitze der italienischen Armee gestellt. Diese Armee, welche die östreichischen Besitzungen in Italien erobern sollte, aber unter den französischen Armeen sich im schlechtesten Zustande befand, setzte Bonaparteʼs Thätigkeit bald in den Stand, von der Vertheidigung zum Angriff übergehen zu können. Sie hatte, als er im März 1796 bei ihr eintraf, die Küstenländer Genuaʼs, von Savona bis Voltri, inne. Beaulieu, General der einen östreichischen Armee, besetzte, um sie von hier zu vertreiben, am 1. April die Bocchetta, oder den engen Gebirgspaß, der die Lombardei vom Genuesischen Gehiete trennt, [91] und am 11. Voltri; Argenteau, General der 2ten östreichischen Armee, griff sie an diesem Tage bei Montenotte an, wo das Centrum der Franzosen seine letzte Verschanzung hatte. Allein in der Nacht vom 11. zum 12 eilten Bonaparte und Massena von Savona aus Beaulieus Heer in den Rücken und in die Flanken und so mußte sich dieser mit Verlust nach Dego zurückziehen. Da Bonaparten sehr viel daran lag, die beiden östreichischen Armeen unter Beaulieu und Argenteau ganz von einander zu trennen, so that er schon am 13. einen neuen Angriff, der sich bei Millesimo anfieng und am folgenden Tage mit der Einnahme des Dorfes Dego und der Riederlage der östreichisch-piemontesischen Armee unter Argenteau endigte. Jetzt trennten sich auch die Truppen beider Nationen, indem Beaulieu mit den Oestreichern die Zugänge in der Lombardei zu vertheidigen suchte, die Piemonteser aber unter ihrem General Colli, sich an ihre Festungen zurückzogen. Doch Bonaparte verfolgte diese unaufhörlich und nach dem bei Mondovi von Massena am 22. April erfochtenen Siege, sah sich der König von Sardinien genöthiget, am 28. April mit Frankreich einen Waffenstillstand abzuschließen, nach welchem diesem Ceva, Coni und Tortona überlassen und Alessandria von französischen Truppen besetzt wurde. Beaulieu, durch die bisherigen Gefechte und den Abgang der piemontesischen Armee sehr geschwächt, zog sich, um nur Oestreichs italienische Besitzungen, Mailand und Mantua, zu decken, am ersten Mai hinter den Po zurück, verschanzte sich bei Papia und erwartete, daß Bonaparte bei Valenza über den Po gehen und auf Mailand marschiren würde, da dieser in dem Waffenstillstande mit Sardinien sich den freien Uebergang über den Po unter Valenza ausdrücklich ausbedungen hatte. Allein Bonaparte bewirkte am 8. Mai den Uebergang bei Piacenza, schlug die östreichischen sich widersetzenden Armeecorps bei Fombio und Codagno zurück und schon am Tage darauf schloß auch der Herzog von Parma einen Waffenstillstand mit Frankreich, den ihm Bonaparte, gegen 2 Millionen Livres, einige Lieferungen für die Armee und 20 der schönsten Gemälde, zugestand. Vergebens zog sich Beaulieu, um Mailand zu decken, [92] nach Lodi an die Adda; er verlor hier am 10. Mai eine neue blutige Schlacht, mußte sich an den Mincio zurückziehen, und am 14. zog der Sieger in Mailand ein. Nun suchte auch der Herzog von Modena bei Bonaparten einen Waffenstillstand und erhielt ihn gegen Lieferung von 7½ Million Livres in baarem Gelde, 2½ Million an Mund- und Kriegsbedürfnissen und 20 der besten Gemälde aus seinen Staaten. Schon war Bonaparte von Mailand aufgebrochen, um die Oestreicher immer weiter zurück zu treiben, als plötzlich ein Aufstand in seinem Rücken ausbrach. Allein auf die erste Nachricht eilte er mit einem kleinen Corps nach Mailand zurück, stellte hier die Ruhe her und marschirte dann nach Pavia, wo der Aufruhr vorzüglich tobte. Er ließ das zwischen Mailand und Pavia liegende Städtchen Binasco, dessen Einwohner einen Theil der französischen Besatzung getödtet hatten, von Grund aus niederbrennen, und besetzte, nach einem hartnäckigen Widerstand, am 26. Mai Pavia, dessen Municipalität erschossen und von den Bürgern 200 als Geißeln nach Frankreich abgeführt wurden. Jetzt gesichert, drang er wieder mit seiner ganzen Macht auf Beaulieu los, täuschte ihn anfangs in Ansehung seines Uebergangs über den Mincio, bewirkte denselben am 31. Mai und nöthigte jenen, sich mit Verlust in die Nähe von Tirol zurück zu ziehen. Nun stand der förmlichen Belagerung Mantuaʼs, der einzigen Festung, von deren Erhaltung oder Falle das Schicksal Italiens abhieng, nichts im Wege, als der Mangel der zur Belagerung nöthigen Artillerie. Bonaparte ließ daher die Festung vorläufig blos blokkiren und verfolgte, bis er die Belagerung derselben mit Nachdruck unternehmen konnte, seinen Plan, die noch mit Oestreich verbundeten italienischen Staaten zu nöthigen, der Coalition gegen Frankreich zu entsagen, den Engländern alle Häfen Italiens zu verschließen und Frankreich Millionen und unschätzbare Reichthümer für Künste und Wissenschaften zu erwerben. Schon am 5ten Juni schloß er zu Brescia mit dem König von Neapel einen Waffenstillstand, durch den sich dieser verbindlich machte, seine Cavallerie sogleich von der östreichischen Armee und seine Schiffe von der englischen Flotte abzurufen und in Paris den Definitivfrieden [93] zu unterhandeln. Ihm folgte, da ein Theil der französischen Armee am 19. Juni Bologna besetzte und Bonaparte Rom selbst von zwei Seiten, von Bologna und von Pistoia her bedrohte, am 23. Juni der Papst, dem unter allen gegen Frankreich Verbündeten die schwersten Bedingungen auferlegt wurden. Er mußte Frankreich den Besitz von Bologna und Ferrara zugestehen, die Citadelle von Ancona einräumen, alle Seehäfen seiner Staaten Frankreichs Feioden versperren, aber den Französischen Fahrzeugen öffnen. An Kriegssteuern mußte er 21 Millionen Livres und darunter 15½ Million in klingender Münze zahlen; überdies 100 Gemälde, Büsten oder Statuen und 500 Handschriften, nach Auswahl der Französischen Künstler und Gelehrten, überliefern. Noch stand jetzt den Engländern in Toscana der Hafen zu Livorno, einer der geräumigsten Häfen des mittelländischen Meeres, offen. Hier hatten sie unermeßliche Magazine; hier war in diesem Kriege meistens der Standplatz ihrer Flotte. Da dem Großherzog von Toscana in dem am 9ten Februar 1795 mit Frankreich abgeschloßeuen Frieden die Neutralität zugestanden war, so ließ ihm Bonaparte dieselbe zwar nochmals zusichern, erklärte ihm aber, daß er von Frankreich Befehl habe, Livorno zu besetzen, um die Engländer, die die Neutralität dieses Hafens nicht respectirten, mit Gewalt zu vertreiben. Und schon am 28. Juni zogen die französischen Truppen in Livorno ein, von da nur wenige Stunden zuvor über vierzig stark beladene Englische Schiffe ausgelaufen waren. Doch fielen den Franzosen die zurückgebliebenen Magazine, gegen 8 Millionen Livres an Werth, in die Hände. – Jetzt konnte Bonaparte mit Nachdruck Mantuaʼs Belagerung unternehmen. Er ließ indeß noch zuvor den Ueberrest der östreichischen Armee, der seine Stellung bei Roveredo in Tirol hatte, angreifen und aus seinen Verschanzungen vertreiben, welche von den Franzosen besetzt wurden. So waren dem Anschein nach alle Hülfsmittel zum Entsatze der Festung vernichtet. Allein, als Bonaparte, der schon am 26. Juli mit dem Bombardement derselben den Anfang machte, bereits ihrem Fall entgegen sah, sah er sich selbst plötzlich in einer gefahrvollen [94] Lage. Feldmarschall Wurmser und General Davidovich an der Spitze der östreichischen Armee in Tirol, nahmen am 29. Juli die französischen Verschanzungen zwischen Tirol und Italien weg und drangen bis Verona vor; ein andres östreichisches Armee Corps unter Quosdanovich, schlug die Franzosen aus Salo zurück, besetzte Brescia und fieng an, im Rucken Bonaparteʼs sich auszubreiten. Dieser befand sich bei den Stellungen, die die beiden östreichischen Armeecorps genommen hatten, zwischen ihnen in der Mitte und sah sich daher genöthigt, Mantnaʼs Belagerung am 31. Juli aufzuheben. Dagegen beschloß er, die beiden Armeecorps einzeln anzugreifen und rückte deshalb zuerst auf das Corps unter Quosdanovich los, das bis Lonato vorgedrungen war. Hier kam es am 3. August zur Schlacht; die Oestreicher mußten sich zurückziehen und es glückte Bonaparten, wie einst Friedrich dem Einzigen in einem ähnlichen Falle, durch seine Geistesgegenwart, noch am folgenden Tage zu Lonato mit 1200 Mann ein östreichisches Corps von 4000 gefangen zu nehmen. Jetzt wendete er sich gegen das zweite feindliche Corps unter Wurmser, das er am 5. August bei Castiglione traf und ebenfalls zum Rückzuge gegen Peschiera nöthigte. Allein da auch Massena schon am folgenden Tage einen glücklichen Angriff auf das hier verschanzte östreichische Lager wagte; so gieng Wurmser wieder nach Tirol zuruck. Jetzt eroberten die Franzosen alles wieder, was sie bei dem Verluste von Brescia und von Mantua zurückgelassen hatten, und schon am 9. August wurde Mantua von neuem blockirt. Bonaparte bereitete sich indeß zu einem Einfall in Tirol vor. Hier stand der östreichische rechte Flügel unter Davidovich an der Erich bis Roveredo, der linke Flügel unter Quosdanovich bei Bassano; ein Corps desselben stand bei Vicenza im Venetianischen, um Bonaparten, wenn er in Tirol eindränge, in Rücken zu fallen. Bonaparte rückte schon am 2. Sept. in Tirol ein. Stets gewohnt, die ihm entgegenstehenden Corps einzeln zu schlagen, ließ er ein Corps seiner Armee nach Verona marschiren, um den linken Flügel der Oestreicher bei Bassano zu beobachten; er selbst gieng mit der Hauptarmee auf [95] den rechten Flügel derselben los und Davidovich sah, nach der am 4. Sept. bei Roveredo erlittenen Niederlage, sich genöthiget, seinen Rückzug nach Bozen zu nehmen. Nun griff Bonaparte, nach einem Eilmarsche, auch den linken östreichischen Flügel an und schlug ihn am 8. Sept. bei Bassano. Dem nun noch übrigen Armee-Corps zu Vicenza, bei dem sich Wurmser selbst befand, blieb, von beiden Flügeln der Hauptarmee abgeschnitten, nichts übrig, als, sich mit der Besatzung von Mantua zu vereinigen, da hingegen Bonaparte ihm den Weg nach Mantua abzuschneiden suchte. Allein Wurmser schlug am 10. Sept. die ihm entgegenrückende Avantgarde von Massenaʼs Division, setzte in der Nacht vom 11. zum 12. Sept. seinen Marsch in der größten Geschwindigkeit fort, schlug ein zweites französisches Corps, das ihn noch in der Nähe von Mantua aufhalten wollte, ebenfalls zurück und bewirkte dann seine Vereinigung mit der Besatzung von Mantua. Die Blokade dieser Festung mußte jetzt zum zweiten Male aufgehoben werden, da Wurmsers Corps ein großes Terrain um dieselbe inne hatte. Nur erst nach wiederholten Gefechten mußte sich Wurmser am 29. Sept. ganz in die Festung zurückziehen und Mantua wurde von neuem von allen Seiten blockirt. – Bonaparte, dessen Armee durch die bisherigen blutigen Schlachten und Gefechte beträchtlich geschwächt war, suchte dieselbe jetzt immer zu verstärken und zugleich das Interesse der Italiener mit dem Frankreichs zu verbinden. Schon hatte sich die transpadanische, und die cispadanische Republik gebildet (s. Nachtr. I. S. 223.): mehrere italienische Völker wünschten nun ebenfalls die Freiheit, besonders aber die Unterthanen des Herzogs von Modena. Da er sowohl Frankreich, als auch seinen Unterthanen selbst Veranlassung zur Unzufriedenheit gegeben hatte, besonders, weil er die in dem Waffenstillstande versprochenen Contributionen blos von seinen Unterthanen erheben wollte und Frankreichs Feinde begünstigte; so erklärte Bonaparte am 8. October den, mit ihm am 17. Mai abgeschlossenen, Waffenstillstand für aufgehoben und Modena und Reggio wurden zur cispadanischen Republik geschlagen. Bonaparte suchte nun diesen [96] neuen Republiken durch strenge Ordnung Festigkeit zu geben und zugleich durch eifrige Betreibung der Errichtung von Nationalgarden, Frankreich und besonders der italiänischen Armee in diesen Ländern ein Hülfscorps zu bereiten. Auch verlor er Frankreichs Hauptfeinde, die Engländer, nicht aus den Augen. Die Uebermacht derselben auf dem mittelländischen Meere war durch Livornoʼs Besitznahme von den Franzosen geschwächt. Corsica suchte daher jetzt auch von der englischen Oberherrschaft sich zu befreien. Die deshalb entstandenen Unruhen bewogen den englischen Vicekönig auf Corsica, General Elliot, zu dem Entschluß, diese Insel zu räumen. Er erklärte dieses am 14. Oct. Bonaparte schickte daher sofort den General Gentili, mit den aus Corsica nach Livorno geflüchteten Patrioten und einem kleinen Corps auf die Insel, die auch am 29. October von den Engländern völlig und freiwillig geräumt und von Frankreich wieder in Besitz genommen wurde.

Oestreich, das Mantua um jeden Preis zu retten suchte, hatte indeß, theils in Tirol theils in Friaul ein neues Heer versammlet, welches unter Alvinziʼs Oberbefehl stand. Das letztere Armee-Corps, in zwei Colonnen getheilt, unter Provera und Quosdanovich, rückte aus Friaul über den Tagliamento, die Piave, und am 4. Nov. an die Brenta und nahm seine Stellung bei Fonteniva und Bassano. Bonaparte und Massena griffen am 6. bei Fonteniva den General Provera an. Alvinzi und Quosdanovich rückten zwar von Bassano her, Bonaparten in Rücken; allein ein anderes französisches Armeecorps gieng ihnen entgegen. Provera mußte sich endlich auf das linke Ufer der Brenta zurückziehen, da hingegen Alvinzi und Quosadnovich sich in ihrer Stellung behaupteten. Am folgenden Tage wollte Alvinzi den Angriff erneuern; allein da Bonaparte erfahren, daß das östreichische Armeecorps in Tirol unter Davidovich die, gegen ihn stehenden, französischen Truppen zurückgeschlagen hatte; so war er am Morgen des 7. Nov. aufgebrochen, um Davidovich entgegen zu gehen. Ihm rückte Alvinzi sogleich nach, um sich mit Davidovich zu vereinigen. Bonaparte stellte jetzt diesem nun [97] ein kleines Corps bei Rivoli entgegen und rückte Alvinziʼn am 12. bei Verona und Caldero entgegen. Allein troz des blutigen Kampfs behauptete sich Alvinzi auch jetzt in seiner Stellung, rückte am folgenden Tage näher nach Verona und kam so immer seiner Vereinigung mit Davidovich näher. Bonaparte, der jetzt einsah, daß er Alvinzi durch einen Angriff auf sein Hauptcorps nicht besiegen könne, ließ ihm gegen über nur ein kleines Corps stehen, eilte nun dessen Arrieregarde und Artillerie zu überfallen und dadurch das östreichische Heer in Verwirrung zu bringen; er gieng von Verona bis Ronca (nur einige italienische Meilen von Villanuova entfernt) herunter, wo die östreichische Arrieregarde und ihre Artillerie befindlich war. Allein Alvinzi hatte beide Pässe von Villanuova und Ronca besetzt, am stärksten das zwischen beiden Orten liegende Dorf Arcole, zu dem eine einzige schmale Brücke über Moräste und Gewässer führt. Sollte der Angriff auf Villanuova gelingen, so mußte Bonaparte dieses Dorf schnell erobern. Aber eben jene Brücke war durch furchtbare östreichische Batterieen gedeckt. Vergebens suchte sie Bonaparte am 15. durch Sturm zu erobern; vergebens ergriffen er und Augereau eine Fahne, um sie über die Brücke zu tragen. Das furchtbare östreichische Artilleriefeuer warf alles zu Boden und die französischen Truppen zögerten, ihren Feldherren über die Brücke zu folgen. Auch am folgenden Tage kämpfte Bonaparte mit der größten Anstrengung, aber ohne bessern Erfolg um Arcoleʼs Eroberung. Nur erst am 17., da er in der Nacht vorher über die Canäle und Moräste Brücken schlagen lassen und eine französische Colonne den Oestreichern in Rücken fiel, während der Hauptangriff von vorn geschah, zog sich Alvinzi aus Arcole über Vicenza zurück. Es war der höchste Zeitpunkt, daß dieser Kampf für Bonaparte sich glücklich endigte. Denn an demselben Tage, wo sich bei Arcole der Sieg für ihn erklärte, hatte Davidovich das französische Corps bei Rivoli zurückgeschlagen und bis gegen Peschiera zurückgedrängt. Jetzt gieng nun Bonaparte auf beiden Ufern der Etsch auf ihn los und Davidovich mußte sich, um nicht umzingelt zu werden, nach Tirol zurückziehen, nachdem [98] er am 21. in einem Gefecht bei Campara einigen Verlust erlitten hatte. Durch alle diese blutigen Kämpfe waren zwar die Oestreicher zurückgetrieben; allein noch in der Nähe der italienischen Armee und noch immer hielt sich Mantua, ohngeachtet die Lebensmittel zu mangeln anfiengen. Und schon bereitete Alvinzi einen neuen Angriff zum Entsatz desselben vor. Am 7. Januar 1797. setzte sich zuerst ein Corps der verstärkten östreichischen Armee von Padua aus unter General Provera in Bewegung und schlug das entgegen stehende französische Corps an beiden folgenden Tagen bis Lagnago zurück. Auch das zweite und dritte östreichische Armeecorps von Bassano und vom Etschthale her setzten sich in Marsch. Zwar wurde jenes von Massena zurückgedrängt, diesem auch von Jonbert nachdrücklich Widerstand geleistet; allein in der Nacht vom 12. auf den 13. mußte sich Jonbert nach Rivoli zurückziehen, und Alvinzi suchte ihn mit seiner Division einzuschließen. Bonaparte, der bisher in Verona geblieben war, um über den Ort des östreichischen Hauptangriffs Gewißheit zu erhalten, rückte jetzt, versichert, daß die Oestreicher über Rivoli vorzudringen suchten, in der Nacht des 13. Januar mit Schnelligkeit dahin. Mit Tagesanbruch begann die Schlacht, und endigte, nach einem blutigen Kampfe, zu Alvinziʼs Nachtheile. Indeß dieser sich nach Roveredo zurückzog, glückte es dem General Provera, sich mit seinem Corps bis Mantua durchzuschlagen. Allein Bonaparte, davon, und daß Provera bereits vor Mantuaʼs Vorstadt San Giorgio stehe, benachrichtiget, eilte noch in der Nacht des 15. Januar, um einen Angriff gegen ihn anzuordnen. Ohngeachtet nun Wurmser zu Proveraʼs Unterstutzung einen Ausfall aus Mantua that, mußte sich dieser doch am Mittage des 16. Januars mit seinem ganzen Corps ergeben. Mantuaʼs Fall war nun entschieden, auf dessen Entsatz besonders der päpstliche Hof gerechnet, der deshalb und in Vertrauen auf Oestreich die Friedensunterhandlungen mit Frankreich in die Länge gezogen hatte. Da sogar ein Brief des päpstlichen Staatssecretaits Bufca an den päpstlichen Nuncius in Wien voll der feindseligen Gesinnungen des päpstlichen Hofes gegen Frankreich, in Bonaparteʼs [99] Hände gefallen war; so beschloß dieser, ohne weitern Verzug den Krieg gegen Rom. Am 1. Februar rückte daher das zu dieser Unternehmung bestimmte Corps in das päpstliche Gebiet, schlug am 2. die bei Senio versammleten päpstlichen Truppen und besetzte in wenigen Tagen das ganze römische Gebiet. Schon am 12. Februar reiseten nun vier Abgeordnete des Papstes in Bonaparteʼs Hauptquartier nach Tolentino, wo am 19. der Friede zu Stande kam. (m. sehe dessen Inhalt Th. IV. S. 239.)

Da, ungeachtet des für Oestreich so nachtheiligen Feldzuges, kein Friede zwischen ihm und Frankreich zu bewirken war, so bereitete sich Bonaparte vor, mit seiner, der östreichischen an Truppenzahl weit überlegenen Armee nun in die östreichischen Erbstaaten einzudringen. Sein Marsch ging durch Krain, Steiermark und Kärnthen. Nachdem schon seit dem 10. März 1797 die französischen Colonnen des linken Flügels ihren Marsch angetreten hatten, rückte Bonaparte mit dem Mittelpunkt und dem rechten Flügel seiner Armee gegen den Tagliamento vor, druckte den ihm mit einem schwachen Corps entgegenstehenden Erzherzog Carl von diesem Flusse zurück, setzte am 16. über denselben und über den Isonzo, (die Grenze zwischen dem östreichischen und venetianischen Friaul) und bis zum 29. März war seine Armee bis Klagenfurt vorgerückt. Bonaparte gab indeß in einem Schreiben an den Erzherzog am 31. März seinen Wunsch zum Frieden zu erkennen, allein erst am 7. April wurde zwischen ihm und den östreichischen Generalen Bellegarde und Meerfeld zu Judenburg in Steiermark, dem Hauptquartier Bonapartes, ein Waffenstillstand abgeschlossen, dem am 18. die Friedenspräliminarien auf dem Schlosse Eckenwald bei Leoben in Obersteiermark folgten. – Während dieser Zeit war in den venetianischen Staaten ein allgemeiner Aufstand gegen Frankreich ausgebrochen und die französische Besatzung zu Verona getödet worden. Zwar war diese Stadt bereits wieder in dem Besitz der Franzosen, ehe Bonaparte aus Steiermark zurückkehrte; allein dieser erklärte am 3. Mai Venedig den Krieg, am 13. war das venetianische Gebiet und am 16. Venedig [100] selbst von den französischen Truppen besezt, nachdem bereits am 12. von Bonaparte die bisherige aristokratische Verfassung in eine Democratie umgeschaffen und eine Municipalität von 60 Personen eingesetzt worden war. Eben so wurde auch von ihm am 6. Juni in Genua, seit dem 22. Mai ebenfalls im Revolutionszustande, eine democratische Regierung festgesetzt und so die, seit dem 14. Juni unter dem Namen der ligurischen bekannte, Republik gegründet. (Vergl. Th. II. S. 459. 60 und Nachtr. I. 387.)

So war Italien bereits zum Theil umgeschaffen, als Bonaparte am 22. August Mailand verließ, um sich nach Udine zu begeben, wo ein Congreß zu Abschluß eines Definitivfriedens zwischen Frankreich und dem deutschen Kaiser als König von Ungarn und Erzherzog von Oestreich gehalten wurde. Auch hier beschäftigte ihn zum Theil die Organisation der neuen Republiken, besonders der cisalpinischen, mit welcher sich jetzt auch die, Graubündten unterworfen gewesenen, Landschaften Veltlin, Cläven und Bormio mit Bonaparteʼs Erlaubniß verbinden wollten. (s. Th. V. S. 178.) Wenige Tage darauf, in der Nacht vom 17 – 18. October brachte er den Definitivfrieden zwischen Frankreich und dem deutschen Kaiser zu Campo Formido (s. d. A. in d. N.) zu Stande und eilte, vom Directorium zu Paris auch zu Abschluß des Friedens zwischen Frankreich und dem deutschen Reiche bevollmächtiget, nach Rastadt, nachdem er noch zuvor die Deputirten der gesetzgebenden Versammlung in der cisalpinischen Republik erwählt hatte. Allein in Rastadt, wo er am 25. November ankam, konnte er blos die Auswechselung der Friedensratificationen von Campo Formido besorgen und mit Cobenzl eine Convention wegen Verlegung der Truppen abschließen, weil er schon an dem Tage, da dies geschah, (1. Dec.) eiligst nach Paris abgerufen wurde, um daselbst den Berathschlagungen des neuen Directoriums, über dessen entworfene neue Pläne beizuwohnen. Man bereitete nemlich jetzt eine große Unternehmung gegen England vor: Bonaparte wurde schon am 9. December zum Obergeneral der wider diese Macht bestimmten Armee ernannt; in allen Seeplätzen Frankreichs[101] wurden große Zurüstungen zum Auslaufen einer Flotte getroffen; allein über die ganze Unternehmung herrschte großes Dunkel. Endlich gieng Bonaparte am 19. Mai 1798 mit einer großen Flotte, auf der er die Landtruppen commandirte, von Toulon aus in die See. Er landete am 10. Juni auf Malta und eroberte schon am 12. die Hauptstadt La Valette durch Capitulation. Ein französisches Armeecorps blieb in Malta zurück; aber schon am 18. gieng die Flotte wieder unter Seegel und jetzt erst machte Bonaparte ihr ihre Bestimmung, Egyptens Eroberung, bekannt. Am 1. Juli erschien sie vor Alexandria, einige tausend Mann wurden ausgeschifft und da Alexandrien von Mamelucken und Arabern vertheidigt wurde und keine Unterredung zwischen ihnen einzuleiten war; so ließ Bonaparte sofort die Stadt stürmen und war mit einem unbedeutenden Verlust, schon vor Sonnen-Untergang Meister der Stadt und ihrer beiden Häfen. Ehe er den beschwerlichen Marsch durch die Wüste nach Cairo, wohin er am 7. Juli aufbrach, vollenden konnte, mußte er mit den Mamelucken kämpfen, die ihn an Cairoʼs Besitznahme hindern wollten. Schon am 13. Juli hatte er ein Gefecht mit den Truppen des Murad, des vorzüglichsten Beyʼs in Egypten, welches sich zu dessen Nachtheil endigte. Allein die Hauptstellung der Mamelucken und ihrer Hauptarmee war bei Embabe, Cairo gegenüber, wo sie sich in einem verschanzten Lager befanden. Vor diesem erschien am 21. Juli die französische Armee; es kam zur Schlacht, die unter dem Namen die Schlacht bei den Pyramiden bekannt ist; die Mamelucken wurden geschlagen und am 22. hielt die französische Armee ihren Einzug in Cairo. Bonaparte traf nun sogleich alle Anstalten, sowohl um Frankreich Egypten zu erhalten, als auch die Regierung, Polizei und Administration des Landes in gehörigen Stand zu setzen. Schon war Egypten beruhigt, zu Ausbreitung der Künste und Wissenschaften wurden täglich mehrere Anstalten getroffen und durch die Schlacht bei Sediman, die Desaix am 6. October dem Murad siegreich lieferte, war die Eroberung von ganz Egypten vollendet; Griechen, Juden, Kopten hiengen Bonaparte und seiner Armee [102] aus Neigung, die Türken aus Furcht an; es herrschte öffentlich vollkommene Ruhe. Jetzt verbreitete sich aber die Nachricht: daß die Pforte Frankreich den Krieg erklärt habe; die Türken waren nun nach ihrer Religion verpflichtet, die Franzosen als ihre Feinde anzusehen. Am 21. October entstand daher plötzlich ein fürchterlicher Aufstand in Cairo, der zwei Tage dauerte und vielen Franzosen, aber mehreren tausend Türken das Leben kostete; doch am 23. stellte Bonaparte die Ruhe wieder her und die Herrschaft der Franzosen war aufs neue befestiget. Da indeßen besonders der Pascha von Acre, Dgezar, Egypten mit einer Armee bedrohte, so entschloß sich Bonaparte, nach Syrien zu marschiren. Er hatte bereits ein Corps unter General Kleber über die Landenge Suez nach Syrien geschickt, wo dieses Corps unter den Einwohnern des Gebirges Libanon großen Anhang erhielt: er selbst brach am 22. December nach Syrien auf. Ein Corps von 30,000 Mann, das Dgezar gegen die französische Armee schickte, wurde geschlagen, El Arisch, Gaza und Jaffa erobert und am 7. März 1798 erschien Bonaparte vor Acre (s. d. Art. in den Nachträgen). Allein der englische Commodore Sir Sidney Smith, der, um den Türken in ihren Operationen gegen die französische Armee beizustehen, nach Syrien geeilet war, hatte 13 Fahrzeuge mit schwerem Geschütz, Munition und Landungstruppen, welche Bonaparte von Damiette in Egypten abgesendet hatte, um dadurch die Operationen in Syrien zu unterstützen, theils in Grund geschossen, theils erobert, und das von ihnen eroberte Geschütz nach Acre bringen lassen. Ohngeachtet nun Bonaparte bereits am 8. März die Belagerung dieser Stadt anfieng und bis zum 21. Mai fortsetzte, auch neun verschiedne blutige Angriffe that; so sah er sich doch endlich an diesem Tage genöthiget, solche aufzuheben, da das von Smith geleitete Feuer der englischen Kriegsschiffe und Kanonierschaluppen seinem Heere sehr vielen Schaden zugefügt hatte. Er gieng nach Egypten zurück, zu dessen Wiedereroberung die Pforte immer ernstlichere Anstalten traf. Am 11. Juli erschien eine türkische Flotte unter Seid Mustapha vor Abukir, landete und eroberte am [103] 16. Abukir; allein Bonaparte rückte auf ihn losschlug ihn am 23. und Abukir mußte sich am 28. wieder den Franzosen ergeben. Bonaparte hatte jetzt erfahren, in welcher kritischen Lage sich Frankreich befand; er übergab daher das Kommando in Egypten dem General Kleber und lief am 22. August von Abukir aus, nachdem er noch vorher mit der Pforte Unterhandlungen eingeleitet hatte. Am 9. October landete er zu Frejus (in der ehemaligen Nieder-Provence) und befand sich schon am 15. zu Paris. Seine Rückkunft bewirkte in wenigen Wochen die merkwürdigsten Veränderungen. Am 9. November wurde durch die sogenannte Revolution vom 18. Brumaire das Directorium und die bisherige Constitution aufgelöset und es trat am 13. December die Constitution vom 22. Frimaire, nach welcher Bonaparte das Oberconsulat übertragen wurde, an deren Stelle. Ohngeachtet er schon am 25. December die Armee zum Angriff der Feinde aufforderte, unterließ er doch nicht, auch am 26. England einen Friedensantrag zu thun, worauf aber dieses (unterm 4. Januar 1800) nur unter der Bedingung: daß die Bourbons den französischen Thron wieder erhielten, und die vorige Verfassung wieder hergestellt werde, eingehen wollte. Jetzt rüstete sich daher Frankreich eben so wie Oestreich von neuem zum Kriege. Durch einen Beschluß der Regierung vom 7. März wurde die Aufstellung einer Reserve-Armee von 60,000 Mann bei Dijon anbefohlen; Moreau wurde der Oberbefehl der Rhein-Armee anvertraut und ihm in der zweiten Hälfte des Aprils die Eröffnung des Feldzuges anbefohlen. Schon hatte Moreau mehrere bedeutende Siege erfochten, als Bonaparte am 6. Mai von Paris abreisete, um sich an die Spitze der Reserve-Armee zu Dijon zu stellen. Der Plan der Franzosen war: die Oestreicher von der Schweiz und vom Bodensee wegzudrängen, um die Reserve-Armee ungehindert durch die Schweiz über den Bernhards- und Gotthardsberg nach Italien zu ziehen, dem General Melas in Italien in Rücken zu kommen und ihrer dort befindlichen Armee unter Massena Luft zu machen. Den ersten Theil dieses Plans hatte Moreau bereits [104] ausgeführt; jetzt eilte Bonaparte, es in Ansehung des zweiten zu thun. In drei Colonnen rückte seine Armee nach Italien zu; die erste gieng durch Savoien über den Mont Cenis, die zweite durch Genf und das Walliser Land über den Bernhard, die dritte durch die Schweiz über den St. Gotthard. Mit ungeheuren Beschwerden hatte besonders die zweite zu kämpfen, bei der sich Bonaparte befand. Denn über steile, mit Eis und Schnee bedeckte, Felsen und schreckliche Abgründe mußten sie, auf einem nur 18 Zoll breiten Wege mehrere Meilen marschiren und sogar ihre Artillerie über diesen Weg schaffen. Die Kanonen wurden auf Schlitten mit Walzenrädern, jeder von 60 Mann gezogen, fortgeschaft und von hinten mit Hebebäumen nachgeholfen etc. Schon am 2. Juni befand sich die ganze Reserve-Armee in Italien; Bonaparte zog an diesem Tage in Mailand ein und proclamirte am 4. die Wiederherstellung der, im Feldzuge 1799 von Rußland und Oestreich zertrümmerren, cisalpinischen Republik. Während die östreichische Armee in Italien unter Melas in Piemont und im Genuesischen ihre Eroberungen fortzusetzen suchte und besonders auf Genuaʼs Fall wartete, wurde sie von der, ihr weit überlegenen französischen, Reserve-Armee, die die Oestreicher für ein bloßes einzelnes Corps hielten, immer mehr und mehr eingeschlossen. Melas sah sich genöthiget, seine Armee immer mehr zu concentriren und zog sich in die Gegend von Tortona und Alessandria. Hier kam es am 14. Juni bei Marengo zu einer fürchterlichen Schlacht, die schon für die Franzosen verloren war, in der sich aber endlich, besonders durch Desaixʼs (s. den A. i. d. N.) und seiner Division Ankunft, der Sieg für Bonaparte erklärte. Melas sah sich genöthigt, schon am Tage nach der Schlacht um einen Waffenstillstand anzusuchen, der auch am 16. Juni abgeschlossen wurde: nach denselben mußten die Oestreicher alle eroberte Vestungen im westlichen Italien und Genua räumen und behielten blos das Land zwischen dem Mincio und Po, d. h. Peschiera, Mantua und Borgoforte, das linke User des Po und auf dem rechten Ferrara, auch Toscana und Ancona besetzt. Bonaparte ordnete [105] nun sogleich zu Mailand, Genua, Turin eine Consulta zu Wiedereinrichtung der cisalpinischen und ligurischen Republiken an und eilte darauf nach Paris zurück.

So nachdrückliche Anstalten er zur Fortsetzung des Krieges traf; so gab er doch zugleich Beweise seines Wunsches nach Frieden. Er suchte sofort nach seiner Rückkunft nach Paris eine Aussöhnung zwischen Frankreich und Rußland zu bewirken, wozu der am 24. Juli ertheilte Befehl, die russischen Offiziers mit besondrer Achtung zu behandeln, eine vorläufige Maasregel war. Mit Oestreich wurden ebenfalls Friedensverhandlungen eingeleitet und schon am 28. Juli zu Paris zwischen Oestreich und Frankreich die Präliminarien, ganz auf die Grundlagen des Friedens von Campo Formido abgeschlossen. Auch mit England wurden Unterhandlungen eingeleitet, da dieses am 9. August seine Bereitwilligkeit, an denselben Theil zu nehmen, erklärt hatte. Frankreich trug am 24. durch den Bürger Otto in Loudon auf einen Waffenstillstand zur See an; allein England wollte in denselben nur unter der Bedingung: daß Frankreich Egypten und Maltha räume, einwilligen; endlich wurden am 9. October die Unterhandlungen ganz abgebrochen. Auch die mit Oestreich zerschlugen sich, da man sich über die Friedenspräliminarien vom 28. Juli nicht vereinigen konnte und der Kaiser deren Ratification verweigerte: Dagegen wurde durch einen Beschluß Bonaparteʼs vom 21. October mehreren Staaten, als: des Fürsten und der Grafen von Isenburg, des Landgrafen von Hessen-Homburg, der Fürsten von Anhalt-Bern burg u. a. m. die Neutralität zugestanden. Oestreich zeigte sich nach und nach geneigter zum Frieden, und so wurde am 25. October ein neuer Friedenscongreß zu Lüneville eröfnet. Da Moreau immittelst immer weiter in das Herz der östreichischen Crbstaaten eindrang, wurde endlich am 25 December zu Steyer ein Waffenstillstand abgeschlossen, durch welchen den französischen Truppen, als Unterpfand des Friedens alle befestigte Punkte in Tirol eingeräumt wurden und Graf Cobenzl erklärte am 31. December zu Lüneville; daß der Kaiser, ohne [106] Rücksicht auf die Entschließungen Englands, mit Frankreich einen Separatfrieden abschließen wolle.

Während dieser Verhandlungen Frankreichs mit den auswärtigen Mächten vergaß Bonaparte auch nicht, zur innern Verbesserung Frankreichs und seines Wohlstandes wohlthätige Einrichtungen zu treffen. Dahin gehörte besonders der am 1. October zu Paris zwischen Frankreich und Nordamerika abgeschloßene Freundschafts- und Handelstractat und der am 20. October gefaßte Beschluß in Ansehung der Emigrirten; von deren Liste 1) alle Geistliche, die sich der Deportation unterworfen hatten, 2) alle Kinder, die jetzt noch nicht 16 Jahr alt waren, 3) alle Ackerleute, Handwerker und ihre Weiber, 4) alle Frauenzimmer, mit Ausnahme derer, die gegen Frankreich Kriegsdienste gethan, 5) alle diejenigen, deren Namen in unverdächtigen Zeiten aus der Emigrantenliste ausgestrichen worden waren, ebenfalls gestrichen wurden. So wenig Frankreich Bonaparteʼs große Verdienste um den Staat verkennen konnte und verkannte, so gab es doch Bösewichter, die gegen sein Leben Versuche machten. Eine Rotte von eilf Verschwornen hatte zuerst den Anschlag gefaßt, ihn durch Dolchstiche auf die Seite zu schaffen; allein am 9. October verrieth einer der Verschwornen selbst diesen Anschlag. Eben so mißlang ein zweiter Mordanschlag am 24. December, an welchem Tage Bonaparte in der Straße Nicaise zu Paris durch eine, auf einem kleinen Karren versteckte, sogenannte Höllen maschine getödtet werden sollte, die jedoch erst, als er schon mit seinem Wagen vorüber war, in die Luft sprang.

Der Ansang des neuen Jahrhunderts schien die Erfüllung des allgemeinen Wunsches nach Frieden herbei zu bringen. Am 9. Februar 1801. wurde zu Lüneville der Friede zwischen Frankreich und dem Kaiser und König von Ungarn und Böhmen, für sich und im Namen des deutschen Reichs abgeschlossen. Diesem folgte am 28. März der Friede zwischen Frankreich und Neapel. Eben so wurde am 21. März zu Madrit zwischen Frankreich und Spanien eine Convention abgeschlossen, nach welcher der Herzog von Parma, Infant [107] von Spanien, das Herzogthum Parma an Frankreich abtrat und für welches sein Sohn Ludwig das Großherzogthum Toscana, unter dem Titel des Königreichs Hetrurien erhielt. Auch zwischen Pfalzbaiern und Frankreich wurde am 24. August zu Paris ein Friedenstraktat unterzeichnet, in welchem Frankreich sich vorzüglich für Baierns Entschädigung, wegen dessen Verlust durch Abtretung des linken Rheinufers, zu verwenden versprach. Ihm folgte am 29. September der Friedensschluß zu Madrit zwischen Frankreich und Portugall. So waren denn, da Bonaparte am 18. Juli auch mit dem Papst ein Concordat abgeschlossen hatte, Frankreich von seinen Feinden nur noch England. Rußland und die Pforte allein übrig. Doch auch diese eilten, einander die Hand zu bieten. Am 1. October wurden zu London zwischen Hawkesbury und Otto die Friedenspräliminarien unterzeichner, deren Inhalt man Th. IV. S. 248. findet, zu welchen nur noch hinzuzusetzen ist, daß Frankreich zugleich die Republick der Sieben Inseln anerkennt. Diese Friedenspräliminarien wurden von Bonaparte am 5. October ratificiret. Schon am 8. folgte noch die Unterzeichnung des Friedens zwischen Rußland und Frankreich und am 9. die Friedenspräliminarien zwischen Frankreich und der Pforte, die von der letztern am 24. November ratificiret wurden. – So hatte denn Bonaparte in diesem, durch seine Friedensschlüsse so merkwürdigen, Jahre Frankreich einen allgemeinen Frieden bewirket, und die, seit der Revolution in Frankreich so sehr gesunkene, Religion wieder in ihre alten Rechte eingesetzt, jedoch des Papstes Einfluß auf die Religionsangelegenheiten in Frankreich sehr beschränkt. Bei allen diesen so wichtigen Geschäften vergaß jedoch Bonaparte nicht, sein Augenmerk auf das Innere des französischen Staates zu richten. Er suchte Manufakturen und Fabriken wieder empor zu bringen, ließ Canäle durch Frankreich, (z. B. bei St. Quentin, um die Somme mit der Oise zu verbinden, einen andern in Bourgogne, zur Verbindung der Saonne mit der Yonne) eine Straße über den Simplon nach Oberitalien anlegen; noch beschäftigte ihn besonders die Einporbringung der Marine und in allen Häfen [108] wurden Flotten ausgerüstet. Dies war um so nothwendiger, da Frankreich seine westindischen Colonien St. Domingo und Guadeloupe, auf denen große Revolutionen vorgefallen waren, von den Negern und Mulatten erst wieder erobern mußte, daher auch nach Domingo am 14. December 1801. und am 25. Januar 1802, so wie nach Guadeloupe am 1. April desselben Jahres mehrere Geschwader abgiengen. Auch die Verfassung der cisalpinischen Republik, so wie der Republik Lucca, besonders der ersteren wurde zu Anfange des Jahrs 1802. von Bonaparte zu Lyon genauer bestimmt. Diese Republik, unter dem Namen der italienischen, ernannte ihn, noch vor dem Schluß ihrer Sitzungen am 25. Januar zu ihrem Präsidenten; und am 8 Mai wurde ihm auch von der französischen Republik das Oberconsulat, auf abermalige zehn Jahre übertragen und am 2. August er zum ersten Consul auf Lebenszeit proclamirt. Der Definitivfriede zu Amiens (27. März 1802) schien den Zeitpunkt herbeizuführen, wo Bonaparte nur auf die Heilung der Wunden, die die Revolution dem französischen Staate in seinem Innern geschlagen hatte, denken konnte; allein die Zögerungen die in Ansehung der, durch den Frieden zu Lüneville zugestandnen, Entschädigungen entstanden, nöthigten, da besonders Preußen sich deshalb an Frankreich wendete, Bonaparte auch hierbei als Vermittler aufzutreten. Ein gleiches geschah bei den Streitigkeiten, die besonders seit dem September in der Schweitz ausbrachen (s. Th. V. S. 181. 182.).

Noch war das Entschädigungsgeschäft der deutschen Fürsten nicht beendigt, als aufs neue der Krieg zwischen Frankreich und England ausbrach. Bonaparte drang nemlich, besonders seit Anfange des Jahres 1803, sehr ernstlich darauf, daß England, dem Frieden zu Amiens gemäß, Egypten und Malta räumen solle; allein die englische Regierung zögerte und legte am 10. Mai 1803 Frankreich diese Erklärung als ihr Ultimatum vor: 1) Frankreich solle den König von Neapel bestimmen, die Insel Lampedosa an England abzutreten; 2) Großbrittanien wolle noch im einstweiligen Besitz von Malta bleiben; 3) Frankreich [109] solle das batavische und helvetische Gebiet räumen und 4) dem König von Sardinien einen anständigen Landesantheil anweisen. Da Bonaparte sich weigerte, diese Bedingungen zu erfüllen; so wurde schon am 16. Mai in London vom König der Krieg mit Frankreich bekannt gemacht und am 18. erschien die wirkliche Kriegserklärung. Bonaparte ließ sogleich, zu Ende des Mai, durch den General Mortier die hannöverischen und Lauenburgischen Lande, auch die Seehäfen von Neapel besetzen, dagegen England seit dem Juli die Elbe und im folgenden Monate die Weser sperrte. Eben dies geschah in Ansehung mehrerer französischer Häfen, von denen auch einige, obschon fruchtlos, durch die Engländer bombardiret wurden. Bonaparte, um jeden Angriff derselben unwirksam zu machen, bereisete zu Ende Juni die französischen Küstengegenden, traf in den Häfen und Festungswerken alle Verfügungen, und ließ besonders, um selbst eine Landung in England zu unternehmen, in allen Häfen eine ungeheure Anzahl platter Fahrzeuge und Kanonenböte ausrüsten. Schon erwartete man, selbst in England, die Ausführung dieses Plans, besonders da Bonaparte am 30. December selbst nach Boulogne abgieng, wo die französische Flotille bereits aus 500 Fahrzeugen bestand; allein er kehrte schon am 7. Januar 1804 nach Paris zurück, wo wichtige seine Person betreffende Ereignisse seiner warteten. Man entdeckte nemlich zu Anfange des Februar eine große Verschwörung gegen ihn, nach welcher er ermordet und General Moreau, bis zur Ankunft eines Prinzen aus dem Hause Bourbon, erster Consul werden sollte. Die meisten Verschwornen wurden schon bis Anfang März zu Paris aber auch noch am 15. März der Herzog von Enghien (Enkel des Prinzen Condé) von einem Corps französischer Truppen, welche um Mitternacht von Strasburg über den Rhein nach Kehl, Offenburg und Ettenheim giengen, in Ettenheim atretirt. Dieser wurde sogleich von einer zu Vincennes niedergesetzten Kriegscommission verhöret, als Landesverräther und Theilnehmer an jener Verschwörung zum Tode verurtheilt und am 21. März im Walde bei Vincennes erschossen; auch die übrigen eilf Verschwornen, und ihr Oberhaupt Georges [110] Cadoudal, ehemaliger Chef der Chouans, wurden am 25. Juni hingerichtet. Dieser Vorfall trug nicht wenig bei, sowohl die Erbitterung zwischen Frankreich und England zu vermehren, als auch eine Spannung zwischen Frankreich, Rußland und einigen deutschen Fürsten zu bewirken. Denn der Kurfürst von Baiern kündigte dem, an seinem Hofe befindlichen, grosbrittanischen Gesandten Drake am 31. März die Nothwendigkeit seiner Entfernung an, indem er ihn der Theilnahme des meuchelmörderischen Plans gegen Bonaparte beschuldigte, welches auch der französische Grosrichter am 11. April, in Ansehung des grosbrittanischen Gesandten Spencer Smith zu Stuttgard, that, dagegen der englische Minister Hawkesbury am 30. April in einem Circulare an die fremden Gesandten zu London, die, von Frankreich Drakeʼn gemachte, Beschuldigung, für eine Verläumdung erklärte. Auch der russische Gesandte zu Regensburg erklärte in einer Note vom 7. Mai, die Gefangennehmung des Herzogs von Enghien auf deutschem Boden für eine Verletzung der Ruhe und Integrität des deutschen Reichs und dieser Vorfall wurde, der von Kurbaden am 2. Juli übergebenen vermittelnden Erklärung ohngeachtet, auf dem Reichstage zur Deliberation ausgesetzt. Während dieser Mordanschlag und dessen Untersuchung die allgemeine Aufmerksamkeit beschäftigte, rückte der Zeitpunkt heran, der Bonaparte von der ersten obrigkeitlichen Würde zum Throne erhob. Schon am 23. April that der Tribun Cüree im Tribunat den Antrag: die Regierung der Republick einem Kaiser zu übergeben und die Würde desselben zum erblichen Eigenthume der Familie Bonaparteʼs zu machen: das gesetzgebende Corps und Tribunat, blos mit Ausnahme Carnots, der sich dagegen erklärte, stimmten am 2. und 3. Mai dafür und am 18. decretirte nun der Senat, unter Vorsitz des Consuls Cambaceres und in Gegenwart des Consuls Le Brün das Senatusconsult, welches Bonaparte den Kaisertitel zuerkannte und die Erblichkeit der Kaiserwürde in seiner Familie festsetzte. Es wurde ihm sogleich von einer feierlichen Deputation überreicht, und am 27. bekannt gemacht. Bonaparte führte nun den Titel: [111] Napoleon, von Gottes Gnaden und durch die Constitutionen der Republik Kaiser der Franzosen. Die Krönung desselben, zu welcher der Papst am 28. November in Paris eintraf, erfolgte hier am 2. December. –

Napoleon hielt es für sein erstes Geschäft, England von neuem den Frieden anzubieten und schrieb deshalb am 2. Januar 1805 an den König, der aber in seiner, durch den englischen Staatssecretair Mulgrave am 14. Januar ertheilten, Antwort erklärte: daß er deshalb erst mit den befreundeten Mächten des festen Landes, besonders mit dem Kaiser von Rußland Rucksprache nehmen müsse. Allein je empfindlicher England und seinen Freunden Frankreichs und Napoleons immer zunehmende Macht fiel, um desto mehr mußten die nachfolgenden Ereignisse die Hofnung zur Aussöhnung und zum Frieden vermindern. Durch eine Deputation der italienischen Republik wurde nemlich schon am 17ten März dem Kaiser Napoleon die Würde eines Königs von Italien übertragen, zwar mit dem Rechte, einem seiner rechtmäßigen oder adoptirten Nachkommen die Nachfolge in derselben sichern zu können, jedoch aber mit der Bedingung, sie nicht eher abzugeben, als bis die Sicherheit, Integrität und Unabhängigkeit des neuen Königreichs sich nicht mehr in Gefahr befinde. Kaum war Napoleon, nach Bekanntmachung seines Regierungsantritts als König von Italien, am 26. Mai, in der Domkirche zu Mailand gekrönt worden; so suchten auch am 4. Juni die ligurische Republik und die Republik Lucca, jene um ihre Vereinigung mit Frankreich, diese um einen Regenten aus Napoleons Familie an, welches auch noch im Laufe dieses Monats erfolgte (s. Genua und Lucca in d. Nachtr.) Noch immer hatte Rußland zwischen Frankreich und England einen Frieden zu vermitteln gesucht und schon war der deshalb abgeschickte, russische Gesandte, von Novosilzow, in Berlin angekommen, wo er die ihm hier eingehändigten französischen Pässe erhalten hatte, als er Genuaʼs Vereinigung mit Frankreich erfuhr. Er gab sogleich mittelst einer Note an das preußische [112] Ministerium vom 10. Juli diese Pässe zurück, erklärte Genuaʼs Vereinigung mit Frankreich als das vorzüglichste Hinderniß der Friedensvermittlung und reisete am 20. Juli nach Petersburg zurück. Jetzt trat auch Oestreich am 9. August dem, von Großbrittanien und Rußland abgeschlossenen Offensiphündniß bei; dagegen Napoleon unter dem 15 und 16. August von ihm die Einstellung aller Kriegsrüstungen und eine bestimmte Erklärung, daß es in dem Kriege zwischen Großbritannien und Frankreich streng neutral bleiben wolle, verlangte. Allein Oestreich ließ schon am 8. September eine Armee nach Baiern einrücken und forderte den Kurfürst auf, sich mit den östreichischen Truppen zu vereinigen, was aber dieser abschlug und sich am 27. September mit Frankreich verband. Am 1. October folgte nun durch einen zu Strasburg gegebenen Tagesbefehl Napoleons Kriegserklärung gegen Oestreich; und um der Vereinigung der Russen mit der bis nach Oberschwaben vorgerückten großen östreichischen Armee zuvorzukommen, reisete er noch an demselben Tage von Strasburg ab, vollendete am 9. October seinen Uebergang bei Donauwörth mit der Hauptarmee, schlug am 14. bei Elchingen, zwei Stunden von Ulm, die östreichische Armee unter Erzherzog Ferdinand und General Mack, der sich mit einem Theile der Armee nach Ulm warf. Ulm wurde sogleich am 15. angegriffen, am 16. den ganzen Tag hindurch beschossen und schon am 17. capitulirte Mack und übergab Napoleon eine Armee von 20 – 24000 Mann mit 756 Kanonen und 30 Generalen. (s. d. Art. Mack i. d. Nachtr.) Dieser unglückliche Vorfall, so wie die übrigen blutigen Gefechte, in denen die östreichische Armee viel verlor, bewogen den Kaiser Franz, schon am 7. November den General Giulay ins französische Hauptquartier zu Linz zu senden, und zu einem Waffenstillstand Vorschläge zu thun, der aber, weil Napoleon ihn nur unter den Bedingungen: daß Venedig und Tyrol in französische Hände gegeben, die ungarische Insurrektion aufgelöset und die russischen Hülfsvölker zurückgeschickt würden, zugestehen wollte, nicht zu Stande kam. Immer weiter drangen nun die Franzosen in die östreichischen Staaten ein. Endlich kam es am 2. [113] December bei Austerlitz zu einer Hauptschlacht; die östreichisch-rußische Armee wurde geschlagen und schon am 4. December kamen Kaiser Franz und Napoleon bei den Vorposten ihrer Armeen zusammen. Am 6. erfolgte zwischen ihnen ein Waffenstillstand und am 26. December die Unterzeichnung des Friedens zu Presburg, dessen Ratificationen am 1. Januar 1806 zu Wien ausgewechselt wurden. Hingegen kündigte Napoleon noch am 27. December durch einen zu Schönbrunn bei Wien ausgefertigten Armeebefehl dem König von Neapel, wegen seiner Verbindung mit Rußland und England und besonders, weil Neapel zu der jetzt dort gelandeten rußischen und englischen Armee seine Truppen stoßen lassen, den Krieg an und erklärte: daß der Herrscherstamm von Neapel aufgehört habe, zu regieren, da dessen Bestand mit der Ehre seiner Krone unverträglich sei. Französische Armeen eilten nun nach Neapel, um dieses Königreich in Besitz zu nehmen, welches durch Napoleons ältesten Bruder, Prinz Joseph, am 21. Februar geschah. – Ueberhaupt suchte jetzt Napoleon sowohl die, zwischen Frankreich, Baiern, Baden und Wirtemberg geschloßene Verbindung noch enger zu knüpfen, als auch, so weit es noch nicht geschehen, über Italiens Besitzungen zu entscheiden. Schon am 7. Juni 1805 hatte er seinen Stiefsohn, Eugen Beauharnois, zum Vicekönig von Italien ernannt, dessen Verlobung mit der Prinzessin Auguste von Pfalzbaiern am 26. December bekannt gemacht und am 4. Januar 1806 der Heirathscontract, welcher der Braut Parma und Piacenza oder sonst ein unabhängiges Fürstenthum zum Wittwensitz bestimmte, unterzeichnet wurde; unterm 12. Januar nahm ihn nun Napoleon unter dem Namen Eugen Napoleon an Kindes Statt an, bestimmte ihm, in Ermangelung männlicher Nachkommen, die Krone Italiens, und am 14. wurde die Vermählung zu München feierlich vollzogen. Wenige Wochen nachher (4. März.) adoptirte er auch die Nichte seiner Gemalin, Stephanie Beauharnois, und erklärte sie als Prinzessin von Frankreich, worauf ihre Verlobung, und am 8 April die Vermählung mit dem Erbprinzen von Baden Carl Ludwig Friedrich erfolgte. Am 15. März wurde Joachim Murat, [114] Großadmiral von Frankreich und Schwager Napoleons, zum Herzog von Cleve und Berg ernannt und diese Herzogthümer von ihm in Besitz genommen. Durch die am 31 März in der Senatsversammlung vorgelegten Decrete Napoleons wurde dessen ältestem Bruder Joseph die konigliche Krone von Neapel und Sicilien, vermöge Eroberungsrechts; seiner Schwester Pauline, Prinzessinn Borghese, und ihrem Gemahl das Herzogthum Guastalla übertragen (dieses jedoch schon den 24. Mai zu Italien gebracht: s. Nachtr. I. 484.) und Marschall Alexander Berthier zum Prinzen und Herzog von Neufchatel ernannt, auch ihm dieses Herzogthum für sich und seine männlichen Erben ertheilet. Auch die batavische Republik kam an seinen Bruder Ludwig Napoleon, welcher von dem Kaiser am 5. Juni zu Paris feierlich zum König von Holland erklärt wurde. (s. Nachtr. I. 460.) An demselben Tage genehmigte Napoleon die, von dem Kurfürsten Erzkanzler bei dem Papste geschehene Bitte: dem Cardinal Joseph Fesch (Schwager der Mutter des Kaisers) als seinen Coadjutor zu bestätigen; nicht minder wurden die zwischen Rom und Neapel zeither streitig gewesenen Herzogthümer Benevento und Ponte Corvo, (in der Provinz Terra di Lavoro im Königreich Neapel) an Talleyrand Perigord (s. d. Art. u. Nachtr. I. 486.) und Marschall Bernadotte ertheilt. – Je mehr durch alle diese Verbindungen Frankreichs Stärke immer mehr sich befestigte, um so größer wurde die Hofnung zu einem allgemeinen Frieden, besonders da nicht allein mehrere bedeutende deutsche Reichsfürsten durch die, am 12. Juli zu Paris abgeschlossene, Conföderations-Acte des rheinischen Bundes Napoleon zum Protector wählten, sondern auch am 20. Juli zu Paris der Friede zwischen Rußland und Frankreich unterzeichnet und sogar die, seit dem April abgebrochenen, Friedensunterhandlungen mit England im Monat Juni wieder angeknüpft wurden. Allein da der russische Staatsrath sich weigerte, jenen Frieden zu genehmigen, Preußens Verhältnisse mit Frankreich immer gespannter wurden, ersteres sich zum Kriege rüstete, und im September sein Ultimatum in Paris[115] übergeben ließ, auch Rußland am 11. September ein Manifest gegen Frankreich erließ; so verschwand plötzlich alle Hofnung zum Frieden. Napoleon machte sogleich die ernsthaftesten Anstalten zum Kriege. Er traf schon am 2. October zu Würzburg ein und rückte mit der größten Schnelligkeit auf die preußisch-sächsische Armee los. Am 14. October kam es bei Jena zu einer Hauptschlacht, die sich mit einer vollkommenen Niederlage der Preußen und Sachsen endigte. Sachsen wurde sogleich die Neutralität zugestanden, auch mit ihm nachher zu Posen der Friede abgeschlossen; (s. d. Art. Sachsen i. d. Nachtr.) dagegen Napoleon unaufhaltsam in die preußischen Länder, auch seit dem 28. Januar 1807 in Schwedisch Pommern eindrang. Nur erst nach den fürchterlichsten Schlachten, besonders bei Friedland am 14. Juni 1806., nach welcher Napoleon am 19. in Tilsit einrückte, wurde am 21. und 26. Juni ein Waffenstillstand mit Rußland und Preußen, und am 8. Juli der Friede mit Rußland, am 9. der mit Preußen abgeschlossen. (s. Preußen i. d. N.)

Nach einer Abwesenheit von 10 Monaten kam Napoleon am 27. Juli nach St. Cloud zurück, nachdem er sich vom 17. bis 22. in Dresden aufgehalten hatte. In Verfolg des Tilsiter Friedens und der zwischen Napoleon und Alexander außerdem getroffenen Uebereinkunst, wurden darauf am 11. August Corfu und die übrigen Sieben Inseln den französischen Truppen übergeben, und am 18. die Republik Ragusa mit dem Königreiche Italien vereinigt. Auch bestimmte Napoleon durch ein Decret vom 18. August den Umfang des Königreichs Westphalen, das durch den Tilsiter Frieden seinem Bruder Hieronymus zugefallen war, der sich am 23. August zu Paris mit der königlich Wirtembergischen Prinzessinn Catharina vermählte. Da England noch immer keine Neigung zum Frieden zeigte, so suchte Napoleon, nachdem er bereits am 21. November 1806 die brittischen Inseln für blockirt erklärt hatte, ihnen die Seeküsten immer mehr zu sperren und zugleich Frankreichs und Italiens Gränzen immer mehr zu befestigen. Er schloß deshalb am 10. October zu Fontainebleau [116] mit Oestreich, wegen Abtretung der Grasschaft Montefalcone (s. Nachtr. I. 275. u. 76.) und am 11. November mit Holland wegen Vliessingens Abtretung (s. Nachtr. I. 461.) einen Vertrag ab und ließ am 19. Nov. eine Armee in Portugal einrücken. Noch vor seiner Abreise nach Italien (d. 16. Nov.) war durch eine zu Paris, zwischen ihm und Spanien getroffne, Uebereinkunft festgesetzt worden: daß die Königinn von Etrurien, die nach dem Tode ihres Gemahls bis jetzt die Regierung fortgeführt hatte, dieselbe niederlegen und Etrurien an Napoleon überlassen werden solle; der französische Commissair traf am 7. December zur Besitznahme des Königreichs in Florenz ein, die Unterthanen wurden durch eine Proclamation der Königinn vom 10. Dec. hiervon benachrichtiget und ihres Eides entlassen. Napoleon, schon am 29. November in Venedig eingezogen, erklärte am 15. December den Hafen von Venedig zum Freihafen, eröfnete am 20. das gesetzgebende Corps des Königreichs Italien zu Mailand, errichtete einen Senat und ertheilte dem Vicekönig von Italien die nenfundirte Würde eines Fürsten von Venedig; auch verordnete er am 27. December die Anlegung eines Canals von Savona bis Carcare, zu Vereinigung des Po mit dem mittelländischen Meere und die Anlegung eines Dorfes am Berg Cenis. Mitten unter diesen, zu Italiens Besten getroffnen Anordnungen, erließ er auch zu Mailand am 17. December ein merkwürdiges Decret gegen England, nach welchem jedes Schiff, welcher Nation es auch angehöre, für entnationalisirt und als gute Prise erklärt wurde, welches, dem von Großbrittanien am 11. November bekannt gemachten Decrete zufolge, in englischen Häfen Station genommen habe, oder visitirt worden sei: Durch dies Decret wurden die brittischen Inseln zugleich zu Wasser und zu Lande in Blokadestand erkläret. Für diejenigen, welche entdeckten: daß ein Schiff in Großbrittanischen Häfen gewesen, oder von brittischen Schiffen untersucht worden, wurden noch durch ein andres Decret vom 11. Januar 1808 Prämien ausgesetzt. – Unaufhörlich auf die Vermehrung der inneren und äußeren Stärke seiner Staaten bedacht[117] und ohne Frankreich über Italien, oder dieses über jenes zu vergessen, verließ Napoleon zu Ende des Decembers Italien, um von Frankreich aus neue Verfügungen in Italien zu treffen. Während er durch das Decret vom 21. Jan. die Vereinigung von Kehl, Cassel (bei Mainz) Wesel und Vließingen mit dem französischen Reiche festsetzte, und (d. Decret v. 17. März) zu Paris eine Universität für das ganze Reich errichtete (s. Paris i. d. N.), wurden durch ein Decret vom 2. April vier Provinzen des Kirchenstaats: Urbino, Ancona, Macerata und Camerino mit dem Königreiche Italien, hingegen (d. Decret vom 24. Mai) Etrurien oder Toscana und Parma und Piacenza mit Frankreich vereinigt.

In Spanien waren während dieser Zeit die bekannten großen Unruhen vorgefallen. (s. d. A. Spanien i. d. N.) König Carl IV. hatte schon am 21. März 1808. den Kaiser Napoleon als Schiedsrichter in der mit seinem Sohne eingetretenen furchtbaren Streitigkeit erwählt; eine französische Armee war darauf am 24. April in Madrit eingerückt und ein Theil derselben in einem am 2. Mai entstandnen Volkstumult angegriffen, die Insurgenten aber entwaffnet worden. Napoleon war schon am 15. April zu Bayonne und Carl IV. am 30. bei ihm angekommen, der Prinz von Asturien hatte darauf (6. Mai) die Krone wieder in seines Vaters Hände zurückgegeben, dieser aber (8. Mai) seine Rechte an Spanien Napoleon überlassen. Napoleon berief darauf am 25. Mai eine spanische Reichsversammlung oder Junta nach Bayonne, ernannte am 6. Juni seinen Bruder Joseph, dessen Krone von Neapel nun der Grosherzog von Cleve und Berg erhielt, zum König von Spanien, welcher nun zwar am 25. Juli als König von Spanien und beider Indien zu Madrit ausgerufen wurde; allein bei den hier und andern Orten ausgebrochenen Unruhen schon am I. August Madrit verlassen und sich späterhin nach Pampelona, nur einige Meilen von der französischen Gränze, begeben hatte. Bei den hierauf durch eine von den Insurgenten niedergesetzte Junta unternommenen Ermächtigungen (s. d. angezog. Nachtr. zu Spanien) erklärte Napoleon [118] (25. Oct) daß er seinen Bruder Joseph zu Madrit krönen und die französischen Adler auf den Mauern von Lissabon aufpflanzen werde; rückte am 4ten Dec. mit den französischen Truppen in Madrit ein, befahl sogleich durch ein Decret die Aufbebung der Junta von Castilien; die Reduction der Klöster bis auf das Drittheil ihrer Zahl; die Aufhebung des Lehnswesens und des Inquisitionsgerichts und verließ darauf Madrit am 22., wo am folgenden Tage die Einwohner dem König Joseph den Eid der Treue leisteten. –

Da nach dem Plane dieses Werks das Jahr 1808 der Punct ist, über welchen wir nicht hinausschreiten, so müssen wir hier diese Skizze von Napoleons Thaten enden. Ueberzeugt von der Mangelhaftigkeit derselben, obgleich für dieses Werk ziemlich ausführlich, wollten wir doch nur besonders diejenigen Thaten, durch welche Europa eine ganz andre Gestalt gewann, andeuten, und es war nicht möglich, Napoleons Verdienste als Regent, Staatsmann, Gesetzgeber zu schildern, wenn dieser Artikel nicht zu einem ganzen Werke anwachsen sollte. Auch bedarf es dieser Schilderung um so weniger, da seine Gesetze und Verfügungen dieses selbst am besten beurkunden. Welche innre Stärke hat Frankreich seit seiner Rückkunft aus Egypten erhalten! Er vernichtete die Proscriptions-und Emigrantenlisten, verschaffte der Religion wieder Achtung und gab nicht blos einer, sondern allen Religionen Schutz. Er verbesserte die Eintheilung des französischen Gebietes, die innere Verwaltung des Staats, gab ihm und einer großen Anzahl von Staaten neue Gesetze, verbesserte den öffentlichen Unterricht, eben so die Gerichts- und Proceßform, ordnete das Finanzwesen, ehrte den Ackerbau, unternahm eine bessere Vertheilung der Auflagen, munterte die Manufakturen auf, und setzte Nationalbelohnungen für alle Künste und für alle Erzeugnisse der Kenntnisse und Talente aus; und alles dieses in einem Zeitraume von wenigen Jahren. Welche Thaten lassen sich nicht noch für die Zukunft von diesem in der Weltgeschichte einzigen Manne erwarten!


Fußnoten

1 Es ist sonderbar, daß in allen gewöhnlichen Handbüchern der Gelehrtengeschichte auch nicht eines einzigen Buonaparte – denn so scheinen sie sich als eine italienische Familie eigentlich geschrieben zu haben – gedacht ist, da doch diese Familie mehrere gelehrte Männer zählet. Wir glauben daher keinen Vorwurf zu verdienen, wenn wir die vorzüglichsten, uns bekannt gewordenen, aus den, in Deutschland nothwendig sehr dürftigen, Quellen anführen, da sie vielleicht zu weitern Untersuchungen über diese, nun so wichtige, Familie Anlaß geben können. Seit dem Anfange des 16. Jahrh. waren die Buonaparteʼs eine adeliche Familie, die Sanminiato im ehemaligen Toscana zu ihrem Wohnsitze hätte. Der wahrscheinlich älteste aus dieser Familie, Jacob Buonaparte, wird als ein Edelmann aus gedachtem Sanminiato genannt. Ein Nicolaus Buonaparte, war um die Jahre 1551 – 1557 Professor der Rechte zu Pisa; ein Zweiter desselben Vornamens machte sich um 1568. als Lustspieldichter bekannt; und ein Dritter eben des Vornamens (geb. 1581 + 1644), auch öffentlicher Lehrer der Rechte zu Pisa, machte sich als Lehrer um die Rechtswissenschaft sehr verdient, indem er der darin herrschenden Barbarei eifrig entgegen arbeitete. (S. Staatswissenschaftliche und jurist. Nachr. Hildburghausen 1800. N. 39 S. 193 – 203. Auch in der ersten Hälfte des 18ten Jahrhunderts finden wir die Buonaparteʼs in Sanminiato und Pisa. Denn dort starb 1746 Bindo Simone Buonaparte als ein berühmter Geistlicher; hier (zu Pisa) lebte um dieselbe Zeit ein anderer Gelehrter aus diesem Geschlecht, wahrscheinlich als Arzt und academischer Lehrer. (Vergl. Literarische Blätter 6ter Band. (Nürnberg 1805. 4.) S. 29. 30.)

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 89-119.
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Grabbe, Christian Dietrich

Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

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Der Teufel kommt auf die Erde weil die Hölle geputzt wird, er kauft junge Frauen, stiftet junge Männer zum Mord an und fällt auf eine mit Kondomen als Köder gefüllte Falle rein. Grabbes von ihm selbst als Gegenstück zu seinem nihilistischen Herzog von Gothland empfundenes Lustspiel widersetzt sich jeder konventionellen Schemeneinteilung. Es ist rüpelhafte Groteske, drastische Satire und komischer Scherz gleichermaßen.

58 Seiten, 4.80 Euro

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Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

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