Orion

[179] Orion, einer von den fabelhaftesten Helden in der Mythologie. Ueber seinen Ursprung giebt es lächerliche und – schmutzige Erdichtungen; indessen wird er gewöhnlich für einen Sohn des Neptun und der Berolle, Tochter des Minos, angegeben. Ein sehr schöner Jüngling zog er die Liebe der Aurora auf sich: darüber neidisch, erlegte ihn Diana auf der Insel Ortygia mit ihren Pfeilen. Nach Andern aber war er ein König und großer Jagdliebhaber, dabei ein ungeheurer Riese, der in den tiefsten Stellen des Meers mit den Schultern hervorragte. Er verliebte sich in des Oenopion, Königs zu Chios, Tochter, und da dieser sie ihm immer vorenthielt, suchte sich Orion des Mädchens mit Gewalt zu bemächtigen, worüber der Vater ihm die Augen ausstechen ließ. Auf den Rath des Orakels mußte er durchs Meer den Strahlen der [179] Sonne entgegen gehen, und so ward er seines Gesichts wieder mächtig. Zuletzt starb er an dem Stiche eines Scorpions, als er auf der Insel Chios eingeschlummert war. – Die Dichter widersprechen sich in der ganzen Erzählung außerordentlich. Jetzt ist sein Name noch als glänzendes Gestirn am Himmel merkwürdig, wo er als eine Zierde in den Winternächten in der Gegend des Aequators leuchtet und durch die 3 nahe an einander in grader, etwas schräger Linie stehenden Sterne im Gürtel sich auszeichnet. Auch der Hund des Orion, Procyon, wurde mit unter die Sterne versetzt. Es wird übrigens das Gestirn für sehr gefährlich für die Gesundheit ausgegeben.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 179-180.
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