Polydor Caldara

[184] Polydor Caldara, genannt da Caravaggio (unter dem letztern Namen, eigentlich seiner Geburtsstadt, am meisten bekannt), geboren ungefähr 1495, diente Anfangs zu Rom blos als Maurer den Schülern Raphaels, welche in dem Vatican arbeiteten: bald aber bekam er selbst Lust zur Malerei, verband sich innig mit Maturino, und beide brachten nun in ihren Werken allerhand seltene Alterthümer [184] an Vasen, Statüen, Kleidern, Waffen etc. an; ganze Façaden von Häusern sah man damals auf diese Art von ihnen bemalt. Bei der Plünderung Roms (1527) hatte er das Unglück, seinen Freund durch den Tod zu verlieren, und mußte auch selbst flüchtig werden. Zu Messina erhielt er den Auftrag, für die Ankunft Carls V. die Triumphbogen zu malen. Im J. 1543 wollte er eben nach Rom zurückkehren, als er zu Messina von seinem Bedienten im Bette ermordet wurde. – Dieser wirklich große Maler, der von einem Mänrerhandlanger bis zu jenem Künstlergrade und bis zu dem besten Schüler Raphaels in kurzer Zeit gestiegen war, verfertigte wenig oder nichts mit Farben; der größte Theil war Fresco-Arbeit. Seine Manier, welche Sgraffito oder Sgraffio genannt wird, ist das, was man heut zu Tage Grau in Grau neunt, und worin er sich ganz besonders auszeichnete. Composition, Zeichnung, Ausdruck, ferner feines Gefühl, richtiger Geschmack gaben ihm einen solchen Werth, daß viele behauptet haben, er würde, unter andern Verhältnissen der Geburt und der Erziehung, gewiß seinem großen Meister, Raphael, gleich geworden sein. Keiner von Raphaels Schülern hat so das Studium der Antiken mit genauerer Rücksicht auf die Natur angewendet, wie Caravacci. – Nach dem damaligen Geschmacke mußte er seine Kunst meistens an äußere Verzierung der Palläste und großer Häuser verwenden, die er denn mit Malereien aus der alten Geschichte nach Art halberhabener Arbeit und bis zur Täuschung verzierte. Schade, daß Zeit und Witterung die meisten dieser vortreflichen Werke vernichtet haben! Manche der wichtigsten jedoch sind in Kupfer gestochen, von denen er auch einige selbst geätzt hat. Die Geschichte der Niobe in 5 Blättern steht unter ihnen oben an.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 184-185.
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