[575] Distĭchon heißt nach dem Griechischen ein Doppelvers und namentlich ein aus einem Hexameter und einem Pentameter bestehendes Gedicht, wie z.B. das Distichon Schillers auf das Distichon:
Im Hexameter steigt des Springquells silberne Säule,
Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab.
Es eignet sich diese Form ausnehmend zur gefälligen Einkleidung eines Gedankens, einer Ansicht oder eines Urtheils und wurde daher von den alten Griechen vielfach zu kleinen Gedichten, insbesondere zum Epigramm (s.d.) benutzt, und die Deutschen ahmten ihnen darin nach. Ferner wurde der anregende, den Erguß der Empfindung schildernde Hexameter, in Verbindung mit dem mäßigenden und beruhigenden Pentameter als die geeignetste Form für die Elegie (s.d.) anerkannt und ihre Vereinigung zu Distichen heißt darum auch das elegische Versmaß. Bei den Völkern, deren Sprache diese Formen nicht erlaubt, wird auch jedes Gedicht von zwei Versen ein Distichon genannt.