Hühnengräber

[421] Hühnengräber nennt man die in vielen von german. Völkern bewohnten Gegenden, zahlreich aber besonders in Holland aufgefundenen großen Gräber, in denen man außer den Aschenkrügen der Verstorbenen allerlei Geräthschaften findet, welche einer uralten Zeit angehören. Hühne bedeutet einen Riesen, ist aber ursprünglich dasselbe wie Hunne. Die Hunnen verbreiteten auf ihren Raubzügen allgemeines Schrecken und man beschrieb sie als schrecklich anzuschauende riesige Menschen. Die Größe der später aufgefundenen alten Gräber gab zu der Vermuthung Veranlassung, daß Riesen, Hühnen, von denen Deutschland einst bevölkert gewesen sein sollte, in ihnen begraben lägen, und so entstand der Namen Hühnengräber. Die Größe dieser Gräber hat jedoch ihren Grund darin, daß nicht Einer, sondern Mehre in ihnen beigesetzt sind, und zwar nicht die Leichname selbst, sondern deren Asche, und daß man Waffen und allerlei andere Geräthschaften der Verstorbenen mit begrub, wohl auch die Überreste der ihnen zu Ehren geschlachteten Opferthiere. Die Hühnengräber in Holstein erscheinen äußerlich als runde Hügel von 10–16 F Höhe und 100–300 F. Umfang und enthalten einen 3–4 F. ins Geviert haltenden, mit Granitsteinen befestigten hohlen Raum, der die angeführten Gegenstände enthält. Auch im nordwestl. Theile des Königreichs der Niederlande hat man Hühnengräber gefunden, die dort Hunnenbetten heißen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 421.
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