Hagebutten

[308] Hagebutten, Hainbutten, sind die zu rothen birnförmigen Früchten gereiften Kelche des gemeinen wilden Rosenstrauchs oder der Hundsrose, des Apfelrosenstrauchs und anderer verwandter Rosenarten. Die glatten und kahlen Hagebutten der Hundsrose, die sich auf Rainen, in Gebüschen, Zäunen und ähnlichen Stellen überall in ganz Deutschland findet, werden nicht so groß, weniger fleischig und wohlschmeckend als die sogenannten Rosenäpfel des Apfelrosenstrauchs. Es sind die letztern noch überdies von rundlicher Gestalt und mit ziemlich langen, weichen, borstenartigen Krautstacheln besetzt; sie werden schon im August weich und erlangen eine schmuzig purpurrothe und etwas violette Färbung. Der Apfelrosenstrauch findet sich zwar an gleichen Stellen, wie die Hundsrose, aber weit seltener und wird deshalb, und wegen der größern Güte seiner Früchte, in vielen Gegenden in Gärten, und vorzüglich gern zu Hecken und Zäunen angepflanzt, wo er auch durch seine Stacheln nützlich wird. Die Hagebutten finden eine mehrfache Anwendung, indem man sie zu Mus oder Brei kocht, in Zucker einmacht, sie trocknet und zur Bereitung von Brühen und Suppen aufbewahrt, oder auf verschiedene Weise zu kühlenden und selbst heilkräftigen Getränken und zu Confituren benutzt. Allen diesen Benutzungen muß aber die Entleerung der Hagebutten von den Nüssen oder Früchtchen und von den diese umgebenden kleinen Borsten vorangehen. Man schneidet sie auf und entleert sie mittels kleiner Löffel oder dergl., wobei man wohlthut, Handschuhe anzuziehen, denn die Borstchen verursachen ein unerträgliches Jucken und selbst heftige Schmerzen und Entzündung, wenn sie in die zartere Haut, besonders in die, welche sich zwischen den Fingern befindet, einstechen. Um die bereits entleerten Hagebutten ganz und vollständig zu reinigen, wirst man sie in Gefäße mit Wasser und rührt sie darin umher, wodurch die Borstchen an die Oberfläche des Wassers aufsteigen, welches man abgießt und darauf die Hagebutten, in dünnen Schichten auf Löschpapier oder auf Horden ausgebreitet, entweder auf heißen Ofen oder an freier Luft trocknet. Bei den Rosenäpfeln, die unter allen Hagebuttensorten in ökonomischer und medicinischer Hinsicht am vorzüglichsten sind, muß man darauf achten, sie nicht zu weich werden zu lassen, weil dann sowol das Entleeren als auch das Befreien von den äußern Krautstacheln sehr schwer vorzunehmen ist. Gegen Spulwürmer oder Askariden im Darmkanale kleiner Kinder sind die unentleerten Hagebutten ein Volksmittel; die kleinen Borstchen wirken mechanisch auf die Würmer.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 308-309.
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