[295] Nimes oder Nismes, die Hauptstadt des franz. Departements Gard im ehemaligen Languedoc. hat 40,000 Einw., von denen über die Hälfte sich zur reformirten Kirche bekennen, und liegt in einem fruchtbaren Thale. Die eigentliche Stadt ist winklich und unsauber und hat zwar steinerne, aber fast lauter kleine und unansehnliche Gebäude; regelmäßiger und stattlicher sind die acht Vorstädte gebaut. Von öffentlichen Gebäuden sind nur der Dom und das Rathhaus mit seiner merkwürdigen Uhr zu nennen. N. hat ein festes Schloß, ist der Sitz eines kön. Gerichtshofes, einer Akademie der Wissenschaften, mehrer Bildungsanstalten und [295] gelehrter sowie gemeinnütziger Vereine und höchst wichtiger Seiden- und auch Baumwollenfabriken. Unter der Heerschaft der Römer in Gallien befand sich hier die wichtige Colonie Nemausus, und Stadt und Umgegend von N. haben noch eine Menge Ruinen und Denkmäler aus jener Zeit aufzuweisen, von denen besonders ein schönes Amphitheater mit Plätzen für 17,000 Zuschauer und zwei Meilen nordöstl. von N. im Thale des Gard eine gut erhaltene röm. Wasserleitung, Pont du Gard, oft genannt werden, welche aus drei Bogenstellungen übereinander besteht und sonst die Stadt mit Wasser versah. Der Aberglaube und Fanatismus eines Theils der katholischen Bevölkerung erneuerte hier im J. 1815 und geduldet von der Regierung Ludwig XVIII., die frechsten Gewaltthaten gegen die Protestanten, welchen erst 1819 die Drohung der Bewohner der Cevennen (s.d.) ein Ziel setzte, mit den Waffen zum Schutze ihrer Glaubensbrüder herbeieilen zu wollen. Ähnlichen Versuchen im J. 1830 setzte dagegen die Regierung Ludwig Philipp's schnell ein Ziel.