Propheten

[461] Prophēten (grch.; hebr. nebiīm), Seher, Verkündiger der Zukunft, im hebr. Volk die begeisterten Verkündiger des Willens Gottes (in der Bibel 4 »große« und 12 »kleine« P.); hier treten sie seit Samuels Zeit als Gilden oder Schulen (Luther: Prophetenschulen) auf und sind die unterweisenden, warnenden und strafenden Berater des Volks (Elisa). Eine neue Stufe bedeutet das Prophetentum seit dem 8. Jahrh., indem es gegenüber den Einflüssen der assyr.-babylon. Kultur und Religion in dem bisherigen Volksgott Jahve den Herrscher der ganzen Welt erkennt und unbedingte Verpflichtung des Volks zur Innehaltung des religiös-sittlichen Gesetzes verkündet, dessen Verletzung der gerechte Gott mit Untergang, dessen Erfüllung mit Herrlichkeit (Messianisches Reich) vergilt. Nach der Rückkehr aus der babylon. Gefangenschaft entartete die Lehre des jüd. Prophetentums mehr und mehr zu äußerlichen kultischen Gesetzestum und endete in der Apokalyptik (s.d.). – Vgl. Cornill (1894; 5. Aufl. 1905); Schwartzkopff, »Die prophetische Offenbarung« (1896); Giesebrecht, »Die Berufsbegabung der P.« (1897); Walter, »Die P. in ihrem sozialen Beruf« (1900).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 461.
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