Bartholomäusnacht

[449] Bartholomäusnacht oder Bluthochzeit. Katharina von Medicis (s. d), Regentin von Frankreich, war die entschiedenste Feindin der Hugenotten, der französischen Reformirten. Der mannichfachen Verfolgungen überdrüssig, griffen Letztere zu den Waffen. Der Admiral Coligny und der Prinz Condé standen an ihrer Spitze. Es entspann sich ein grausamer Krieg. Nachdem Condé gefangen und erschossen worden war, setzten sein Sohn und der Prinz von Bearn den Kampf fort. Endlich wurde zu St. Germain en Laye 1570 Friede geschlossen. Man vermählte, um die Parteien auszusöhnen, die Tochter der Königin und Schwester Karl's IX., Margaretha, mit dem Prinzen von Bearn (später Heinrich IV.) und lockte Coligny durch Schmeicheleien und Ehrenbezeigungen an den Hof. Katharina ließ aber bald die Maske fallen; sie überredete den König, Coligny trachte ihm nach dem Leben, und er beschloß auf diese erdichtete Anschuldigung hin in seiner Wuth den Untergang aller Hugenotten. Wenige Tage nach der Hochzeit der Prinzessin, in der Nacht vom 21. auf den 25. August 1572, erfolgte die schrecklichste Mordscene, welche Frankreich in der Zeit von einem Monat über 30,000 Menschen kostete. Die Glocke des königlichen Schlosses gab das Zeichen zum Blutbade. Die Bürgercompagnien stürzten in die Häuser und mordeten Männer, Weiber, Kinder, Greise. Was auf die Straße floh, wurde durch Flintenschüsse niedergestreckt. Der Herzog von Guise brach mit einer Rotte in Coligny's Haus und ließ ihn tödten. Der König selbst schoß aus den Fenstern des Louvre unter das Volk und streckte die Fliehenden nieder. Condé und der Prinz von Bearn flüchteten in die Kirche und traten zum Katholicismus über. Nur dadurch retteten sie sich vom Tode. Katharina, die Urheberin des Blutbefehles, wurde nicht im Geringsten von diesen Gräuelscenen ergriffen;[449] sie labte im Gegentheil ihr blutgieriges, giftiges Herz an dem Anblicke der grausamen Auftritte. Am folgenden Tage ging der Befehl zur Ermordung der Protestanten in die Provinzen und einen Monat lang wiederholten sich durch ganz Frankreich diese Blutscenen. Ganz Europa schauderte; nur Karl IX. und Katharina blieben ungerührt. Einige Provinzen hatten den Muth, der Ordonnanz nicht Folge zu leisten, und so entspann sich von Neuem ein grausamer Krieg und die Belagerung von Rochelles, wo sich die Hugenotten befestigt hatten und mit Verzweiflung wehrten. Erst den 6. Juli 1573 wurde Friede geschlossen und den Hugenotten freie Ausübung der Religion gestattet.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 449-450.
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