Brieftaubenpost

[189] Brieftaubenpost. Diese Art schneller brieflicher Mittheilung ist vorzüglich in Egypten und den Niederlanden üblich, beschränkt sich aber ohne regelmäßigen Verkehr nur auf einzelne Fälle. Die zu diesem Zwecke abgerichteten Tauben fliegen von einem Orte zum andern, und überbringen Briefe, die man an Hals und Flügel hängt. Zu diesem Zwecke trennt man das Weibchen vom Männchen, bringt eins davon an den Ort, woher die Nachricht kommen soll, und läßt es hier auffliegen. Die Taube, welche sich die Richtung des Weges gemerkt hat, eilt an den Ort ihrer Absendung zurück, und legt in einer Stunde 7 Meilen zurück. Man läßt immer eine größere Anzahl auffliegen, weil doch eine oder die andere vom Wege abirrt, oder von Jägern erschossen wird. Die Brieftaubenpost hat schon oft zu Wetten und Börsenspeculationen dienen müssen. Vor einigen Jahren ließ man in Leipzig eine Anzahl Tauben aufsteigen, die aus Holland hierher gebracht worden waren, und wovon ein großer Theil in ganz kurzer Zeit am Trennungsorte eintraf. Eine Taube legt eine Strecke von 10–42 Stunde binnen 40–50 Minuten zurück.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 189.
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