[435] Clölia, eine junge Römerin, deren Name durch seltene Beweise von Muth und Vaterlandsliebe auf die Nachwelt gekommen ist. Sie befand sich unter den 10 Jungfrauen, welche der römische Senat nach dem Friedensschlusse mit Porsenna, diesem als Geiseln senden mußte. Bald aber wurde der Clölia der Aufenthalt unter den Feinden ihres Vaterlandes unerträglich, und als sie einst mit ihren Gefährtinnen am Ufer der Tiber spazieren ging und in der Ferne die geliebte Vaterstadt erblickte, da reiste in ihr der Entschluß zur Flucht. Mit Beredsamkeit wußte sie die Freundinnen für ihren Plan zu gewinnen, und sie zu bewegen, sich mit ihr in den Fluß zu stürzen, um so vielleicht die Freiheit und das jenseitige Ufer zu gewinnen. Obschon von den Feinden durch Pfeile verfolgt, erreichten die heldenmüthigen Jungfrauen doch glücklich die heimischen Gestade. Aber die kühne That, obschon bewundert, konnte von dem Consul Publicola nicht gebilligt werden. Man fürchtete den mächtigen Gegner und entschloß sich, die Flüchtigen wieder zurückzusenden. Porsenna blieb durch so viel Beweise von Edelmuth nicht ungerührt; er schenkte den Jungfrauen die Freiheit und der Clölia außerdem ein prächtig gezäumtes Pferd. Das erkenntliche Vaterland errichtete der Heldin, in Bezug auf jene Schenkung, ein Standbild zu Pferde in der Via sacra, welches noch zu[435] Plutarch's Zeiten stand, oder wenigstens von ihm erwähnt wird.
R.