[455] Columbus, Christoph, der unsterbliche Entdecker Amerika's, dem nur die Ungerechtigkeit des 16. Jahrhunderts den Namen Columbia entzog, war 1447 im Genuesischen geboren. In seiner Jugend schon durch Muth, Geistesgegenwart und Lernbegierde ausgezeichnet, trieb ihn die Luft zu Seefahrten und Entdeckungen nach Portugal. Hier faßte sein lebhafter Geist den Gedanken auf, Indien durch eine Fahrt nach Westen auf kürzerm Wege, als man damals pflegte, zu erreichen. Er wandte sich um Unterstützung eines solchen Unternehmens an mehrere Höfe, wurde jedoch nirgend beachtet, und erlangte endlich von der Königin Isabelle von Spanien 3 unbedeutende Fahrzeuge mit 120 Mann. Mit dieser ärmlichen Ausrüstung ging er unter Segel, und fand nach einer halbjährigen [455] Reise, die von unendlichen Gefahren unterbrochen war, San Salvador, Cuba und Hispaniola. Nach einer einjährigen Abwesenheit nach Spanien zurückgekehrt, wurde er mit Ehren überhäuft und rüstete sogleich eine zweite, größere Expedition, an deren Spitze er die Küste des amerikanischen Continents entdeckte. Am Hofe verleumdet, schickte man ihm einen Untersuchungsrichter nach, der den großen Columbus in Ketten werfen und gefesselt zurückbringen ließ. Der allgemeine Unwille zwang endlich den König, dem ungerecht Eingekerkerten eine dritte Unternehmung anzuvertrauen. Die Fahrt war von fürchterlichen Stürmen begleitet. Columbus landete endlich fast ganz von Mannschaft und Schiffen entblößt, auf Jamaica, wo er über ein Jahr unter den Wilden lebte. Auf einem elenden Fahrzeuge erreichte er Hispaniola, fand aber dort, da ihn das Vaterland ohne alle Unterstützung gelassen hatte, seine Festung zerstört und Alles verloren. Auch in Spanien, wohin er deßhalb reiste, erlangte er für die von ihm entdeckten Länder nichts, und starb in Harm und Armuth am 20. Mai 1506. Sein Leichnam ward nach seinem Willen auf Hispaniola in der Domkirche beigesetzt und in sein Grab begleiteten ihn die Ketten, die das undankbare Spanien dem großen Manne gesandt hatte.
T.