[462] Conclave, heißt der Ort, wo sich die Cardinäle zur Wahl eines neuen Papstes versammeln, und daher wird das Wort auch zur Bezeichnung dieser Versammlung selbst gebraucht. Im Jahre 1274 wurde zu Lyon die Einrichtung des Conclave durch eine Kirchenversammlung bestimmt. Zehn Tage nach dem Tode des Papstes sollten sich die eben anwesenden Cardinäle in dem Palaste versammeln, in welchem der Papst starb, und zwar alle in einem Saale, dessen Eingänge alle bis auf eine Thüre und ein Fenster verschlossen oder vermauert werden sollten, damit Niemand mit Einem der Wählenden allein sprechen könne. Ist nach drei Tagen noch keine Wahl zu Stande gekommen, so erhalten die Wähler Mittags und Abends nur ein Gericht, welches nach dem fünften Tage auf Brot, Wein und Wasser beschränkt wird. Da die Päpste gewöhnlich in Rom sterben, so ist daselbst im vaticanischen Palaste eine Gallerie zum Conclave eingerichtet worden. Hier sind in einer Reihe eine Menge Zellen neben einander, deren jede nur 20 Quadrat Fuß groß ist, und die durch einen dünnen Verschlag von einander getrennt sind. Vor diesen Zellen geht ein schmaler Gang, welcher die Wohnung der Cardinäle, von der ihrer Bedienung und Gehilfen trennt. Ein Jeder darf nämlich zu seiner Bequemlichkeit nur höchstens[462] drei Begleiter mit in das Conclave bringen, welche Conclavisten genannt werden. In das Conclave gehen die Cardinäle, nachdem sie eine Messe gehört haben, zu zwei und zwei, und dürfen dasselbe nicht eher wieder verlassen, als bis die Wahl vollzogen ist.
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