[404] Engel. Die geistigen Wesen, welche als Boten und Diener Gottes die heilige Schrift sowohl im alten, als im neuen Testament[404] so oft erwähnt, welche als Dämonen und Genien bei Griechen und Römern, als Peris und Jezed's bei Persern, und unter andern Namen auch in den Mythologien der übrigen Völker mit mehrern oder mindern Abweichungen der Schilderung ihres Wesens vorkommen, und in talmudischen Sagen sowohl, wie in den muhamedanischen Traditionen und im Koran selbst vielfach angeführt werden. Es gibt Engel des Lichts und Engel der Finsterniß, und die Quelle dieses Glaubens ist sicher in dem Lande zu suchen, das der Menscheit Wiege war. Die bösen Engel empörten sich gegen Gott, ihren Schöpfer und Meister, wurden besiegt, in den Abgrund der Hölle gestürzt, und der ewigen Verdammniß anheimgegeben. Die Talmudisten bildeten den Glauben an die Engel zu einem förmlichen System aus, und erfanden zahllose Namen derselben. Die heilige Schrift bestimmt keine Anzahl der Engel, und nennt nur wenige. Jenem System zu Folge gab es Erzengel, Cherubim, Seraphim, Thronen u. s. w., welchen nicht nur im Himmel, sondern auch auf Erden besondere Geschäfte angewiesen waren, und die Kabbala (talmudische Geheimlehre) machte sie zu Schutzgeistern von Ländern, Strömen, Städten, Orten, Menschen, auch zu Herrschern über Thiere, Pflanzen, Metalle und Edelsteine, über die Elemente, über Sonne und Planeten, und mißbrauchte ihre Namen, wie die des heiligsten Gottes vielfach zu magischen Formeln und Geisterbeschwörungen. Wir denken uns die guten Engel als Wesen voll überirdischer Vollkommenheit, als Schutzgeister der Menschen, namentlich der Kinder; und wir bezeichnen gern mit dem Ausdruck englisch jeglichen himmlischen Liebreiz, der uns auf Erden verkörpert entgegentritt Unsere Maler, wie die der Vorzeit, bilden und bildeten die Engel auf das Verschiedenartigste ab, doch meist mit jugendlichem, kindlichem oder jungfräulichem Antlitz, züchtig und einfach, meist weiß gekleidet, mit herabwallendem Lockenhaar und mit Flügeln. Das schöne Gedicht des englischen Dichters Thomas Moore: »Die Liebe der Engel,« hat[405] eine Bibelstelle, die in persischen Sagen weitere Ausbildung fand, zum Gegenstand.
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