Gensel, Wilhelmine

[386] Gensel, Wilhelmine, Wilhelmine, geb. Thyme, eine geschätzte deutsche Schriftstellerin, deren Erzeugnisse unter der Pseudonyme Elise von Honau mannichfachen Anklang gefunden und sich durch einen mehr als vorübergehenden Werth auszeichnen. Sie wurde am 22. Juli 1767 zu Naumburg geboren und genoß im Hause ihres Vaters, [386] des Doctors der Rechte, Wilhelm Thyme, eine sorgfältige Erziehung. Sie erhielt, da ihre Schwestern schon verheirathet waren, mit 3 ältern Brüdern gleichen Unterricht und nahm so hinsichtlich der wissenschaftlichen Bildung an Allem Theil, was nicht ganz außer den Grenzen der weiblichen Sphäre lag Die Folge dieses ernsten Unterrichtes war, daß ihr schon im 8. Jahre ein gutes Buch mehr galt, als eine Puppe. 1791 vermählte sie sich mit dem damaligen Rector Gensel zu Glauchau, der noch jetzt als privatisirender Gelehrter daselbst ansässig ist. Bei Herausgabe ihrer Schriften verhüllte sie sich aus Bescheidenheit unter die angeführte Pseudonyme. Unfreundlich von geselligen Kreisen berührt, liebte sie die häusliche Einsamkeit und so entstanden, ein Product der langen Winterabende, ihre Schriften. Schwere Schicksalsstürme wehten über ihren Lebenspfad; 1821 verlor sie ihren von 8 Kindern einzig übrig gebliebenen Sohn, einen jungen, kenntnißreichen Mann, die einzige Freude der Eltern, den Trost ihres Alters. Nur ihr Talent gewährt ihr jetzt Erheiterung und tröstende Vergessenheit. Unter ihren Schriften erwähnen wir: Elise von Honau und ihrer Erzieherin Eulalia Waller Unterredung in Briefen. Berlin, 1803–1806. 2 Bände. Kleine Gemälde für fühlende Herzen meines Geschlechtes. Leipzig, 1811. Sophron und Problemimus oder Dichter- und Lebensweihe. Leipzig, 1822 etc. – Geehrt in ihrem stillen Wirkungskreise lebt sie noch jetzt in Glauchau.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 386-387.
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