Heinefetter, Sabine

[220] Heinefetter, Sabine, eine der berühmtesten und ausgezeichnetsten Sängerinnen der neuesten Zeit, wurde 1805 zu Mainz geboren. Wie die große Mara, soll sie als armes Mädchen an öffentlichen Orten Harfe gespielt und durch ihre schöne Stimme Aufsehen erregt haben. Ein Musikverständiger lernte sie kennen und bildete sie für das Theater. Sie betrat zuerst die Frankfurter Bühne, ging hierauf nach Kassel, wo sich Spohr ihrer weitern künstlerischen Ausbildung unterzog. 1827 gastirte sie auf der Berliner Hofbühne, fast gleichzeitig mit der berühmten Schechner (s. d.). Man rühmte ihre glutvolle Darstellung, den Ausdruck, Wohlklang und die Geläufigkeit ihrer Stimme. Bald darnach verließ sie das Kasseler Theater und ging nach Paris, vervollkommnete sich in der italienischen Gesangsmethode und trat mit vielem Beifalle in der italienischen Oper auf. Sie gehört zu der Reihe großer deutscher Sängerinnen, welche damals in einem kurzen Zeitraume den Franzosen Achtung für deutschen Gesang und deutsche Darstellung abnöthigten, wie z. B. die Sonntag, die Schröder-Devrient, die Fischer-Schwarzböck, Pixis etc. Von Paris zurückgekehrt unternahm sie mehrere Kunstreisen durch Deutschland, wo sie sich auf den ersten deutschen Theatern mit großem Beifall in rossini'schen Partien hören ließ, zugleich aber das Bedauern der Kunstfreunde erregte, daß sie der edlern deutschen Oper treulos geworden und ihre herrlichen[220] Mittel den deutschen Meistern entzogen hatte. Ihre glänzendsten Leistungen sind Romeo, la Straniera, Anna Bolena, Desdemona etc.; doch weiß sie auch als Rosine etc. zu gefallen. Ihre Darstellungen werden durch eine schöne, imposante Persönlichkeit gehoben. Ihre Figur ist schlank, das Gesicht edel, voll Ausdruck und Feuer, Augen und Haare rabenschwarz; ihre Gesammtwirkung hat beinahe etwas Männliches. Ihrem unbescholtenen Charakter gereicht es noch besonders zur Ehre, daß sie Aller derer, welche in früherer Zeit unterstützt und ermuthigt haben, mit unwandelbarer Dankbarkeit eingedenk bleibt. Seit dem October 1835 ist sie in Dresden engagirt.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 220-221.
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