Karl der Kühne

[65] Karl der Kühne, Herzog von Burgund, dessen ungestüme Tapferkeit, große Prachtliebe und wilde Leidenschaftlichkeit uns W. Scott in seinem »Quentin Durward« so wahr schildert, wurde am 10. Nov. 1433 zu Dijon geboren. Schon vor dem Tode seines Vaters (1467) machte er sich als Graf von Charolais durch wilde Kriegslust bekannt, und sein späteres Leben bestand nur aus Kriegen, namentlich gegen den listigen Ludwig XI. von Frankreich. Wenn diese vielleicht auch im Wunsche nach Vergrößerung seiner Länder ihren Grund fanden, so ist doch der Krieg gegen die armen Schweizer nur tollem Uebermuthe zuzurechnen. Er brachte ihm auch in der Schlacht bei Nancy 1477 den Tod. Karl's Hof war der glänzendste in Europa, das Ritterwesen des Mittelalters fand in ihm noch vor dem gänzlichen Erlöschen einen eifrigen Beschützer, ja man darf ihn, neben Kaiser Max, den letzten Ritter nennen. Letzterer vermählte sich mit Karl's einziger Tochter Maria (s. d.) und brachte dadurch die Niederlande an das Habsburgische Haus.

S.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 65.
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