[30] Manichäer. Mani ist der Stifter einer religiösen Sekte, welche die Kirche für ketzerisch erklärte. Er war der Sclave einer begüterten Witwe in Persien, und erbte von dieser unter andern Gegenständen auch die Schriften eines unbekannten ägyptischen Schwärmers. Mit Hilfe derselben suchte er eine neue Religionspartei zu gründen. Er wurde an den Hof des Königs berufen, um dessen kranken Sohn zu heilen. Der Prinz starb und Mani wurde in's Gefängniß geführt. Hier lernte er die Religionsurkunden der Christen kennen, und gab sich nun für den Paraklet, d. h. für den verheiß'nen heiligen Geist (Tröster) aus, und gewann, nachdem er um 272 n. Chr. seine Freiheit erlangt hatte, unter den Christen Anhänger für seine Lehre, welche wesentlich von den Grundsätzen des Christenthums abwich. Er lehrte nämlich zwei Grundwesen, ein gutes und ein böses, und gründete seine Lehre auf eine Menge mißgedeuteter Stellen des n. T. Das gute Wesen ist gestaltlos, und lebt im Reiche des Lichtes, das böse von riesenhafter Menschengestalt, im Reiche der Finsterniß. Jenes ist stärker als dieses, und von zwei Ausflüssen, Sohn und Geist, unterstützt. Beide sind von einer zahllosen Menge Elementargeister umgeben, welche in 5 Abstufungen getheilt sind, und immer neue Kreaturen erzeugen. Die Sittenlehre theilte die Manichäer in Auserwählte, welche sich des Weines, aller animalischen Genüsse und sinnlichen Freuden, auch der Ehe enthalten mußten. Sie durften Pflanzen nicht berühren, keine Blumen pflücken und kein Thier tödten, im Kriege nicht dienen, nicht arbeiten, sondern nur der Betrachtung leben. Die Unvollkommneren oder Zuhörer hatten Freiheit. Sie[30] mußten aber die Auserwählten ernähren, ihr Glück in der Armuth suchen und in der Ehe das Kinderzeugen verhüten. Unter den Auserwählten gab es auch heilige Jungfrauen. Sie feierten nur den Sonntag, den Todestag Jesu und Mani's. Seit dem siebenten Jahrhundert ist diese Sekte, welche für eine christliche gelten wollte, dem Namen nach verschwunden, aber zuweilen, nur etwas anders gestaltet unter anderm Namen aufgetreten. So hatten die Katharer, die Paulicianer, die Priscillianisten Vieles mit den Manichäern gemein.
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