[68] Palazzesi, Mathilde, 1806 in Genua geb., erwarb ihren bedeutenden Ruf größtentheils durch ihre Wirksamkeit als erste Sängerin bei der vormaligen ital. Oper zu Dresden. Kaum entwickelt kam sie nach Deutschland und glänzte durch die Fülle und den Wohllaut ihrer Stimme, durch Feuer im Vortrag, durch Geläufigkeit in den Coloraturen. Eine Reihe von Jahren war sie so die Zierde der k. sächs. Hofoper. Ihre Semiramis, Matilde di Chabran etc. werden noch lange in der Erinnerung der Kunstfreunde fortleben. Auf eine höhere Stufe des dramatischen Vortrages erhob sie sich nicht. Ihre Stimme konnte mittelst des ihr inwohnenden Wohllautes entzücken und rühren, ohne daß die Sängerin sich der Intention selbst bewußt wurde. Nach Auflösung der ital. Oper[68] verließ sie Dresden und machte eine Kunstreise durch Deutschland, wo sie ungetheilten Beifall einerntete. Nach Italien zurückgekehrt, mußte sie eines Theils ihrer Sphäre sich entäußern und in zweiten Partien auftreten, weil sie den dortigen Ansprüchen auf vollendete Kunstfertigkeit nicht vollkommen genügen mochte. Ihre volle, ausdauernde, im Pertament bewunderungswürdige Stimme wäre für den deutschen Gesang ein unzuberechenbarer Gewinn gewesen. Nachdem sie in mehreren Stagionen auf den ersten italien. Theatern gesungen und verdienten Ruhm erworben, kehrte sie nach Genua zurück und war eine Zeit lang die Zierde der dortigen Oper. Bald darnach verließ sie die Bühne und vermählte sich, wie man sagt, mit einem reichen genuesischen Kaufmann.
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