[84] Pantoffeln, die nächsten Verwandten der Sandale und Babusche, bildeten wie diese eine der primitivsten Fußbekleidungen, und obwohl es erwiesen ist, daß die Männer und Frauen im alten Aegypten barfuß gingen, so behauptet doch ein gelehrter Alterthumsforscher, dergleichen an einer Mumie gefunden zu haben. Im gesammten Oriente sind die Pantoffeln noch heut an der Tagesordnung, und zwar sehr zweckmäßig, weil sie leichter als Schuhe abgeworfen werden können. Jeder Muselmann nämlich überschreitet nur auf strumpfartigen, seinen Ledersocken die Schwelle der Gemächer, Moscheen und Bader, damit kein Staub die Teppiche und Matten, welche den Fußboden jeder morgenländischen Wohnung bedecken, treffe. Die Pantoffeln bleiben am Eingange stehen und es soll dadurch nicht selten an öffentlichen Orten zu Verwechselungen kommen, denen in der allbekannten Geschichte von Kasem, dem Geizigen, ähnlich. Selbst beim Reiten tragt der Orientale die Pantoffeln, und vor dem Kadi oder Richter wendet die beklagte oder[84] klagende Gattin den Pantoffel um, zum Zeichen, daß sie in die Scheidung willige. Immer, selbst bei den niedern Klassen, ist diese Fußbekleidung von gelbem oder weißem Leder; die Reichen machen einen Gegenstand des Luxus aus ihr, indem sie dieselbe mit Gold- und Juwelenstickerei verzieren lassen, und wenn die feinsten Schuhe einer europäischen Fürstin kaum über einige Thaler kosten können, so wiegt dagegen der Pantoffel einer gefeierten Haremskönigin oftmals ein Kapital am Werthe auf. Das alte Histörchen von Aschenbrödels köstlichen Pantöffelchen scheint anzuzeigen, daß ehedem auch in Europa diese Beschuhung zum Putze getragen wurde, und wenn wir sie jetzt nur beim Negligé sehen, so verschwendet nichts desto weniger die Mode auch noch ihre Zauber an denselben. Die allerliebsten Pantöffelchen eleganter Damen machen einen verführerischen Gegenstand ihrer Morgentoilette aus, und erklären ganz deutlich die allgemeine Redensart vom »unter den Pantoffel gerathen« der Ehemänner. Nicht so anziehend erscheinen dagegen die massiven Holz- und Klapppantoffeln der Dorfschönen, und doch sind sie höchst praktisch für eine ländliche Lebensweise, und denen, die sich in Ställe, Keller und feuchte Gärten wagen, nicht genugsam zu empfehlen.
F.