[187] Pfeffersbad, liegt in einem engen Felsenschlunde des Cantons St. Gallen, umgeben von senkrechten, 700 F. hohen Felsen an der wilden Tamina. Sonst mußte man mit Stricken und Leitern zur Quelle klettern, jetzt aber ist der Felsen gesprengt. Das klösterlich aussehende Badehaus, das für 200 Personen Raum enthält, schwebt über der Tamina, und der ewige Donner des wilden Gewässers, so wie die oft mit großer Erschütterung herabstürzenden Steinmassen betäuben das Ohr. Der Sprengung ungeachtet, ist der Weg zur Quelle noch höchst gefahrvoll. Man geht auf dünnen Bretern ohne Lehnen, die auf eisernen aus der Felswand hervorragenden Zapfen ruhen, 30 Fuß hoch über dem Flusse, zwischen Felsen, die so zusammen stehen, daß kaum eine Spanne breit Himmel zu sehen ist. Alle Umgebungen sind düster, das kolossale Gewölbe, die eingeklemmten Felsmassen, die wild vorgewachsenen Sträucher und Bäume, das schäumende Wasser erfüllen mit angstvollem Staunen. Das Wasser wird durch Röhren nach dem Badehause geleitet. Es fließt so reichlich, daß es noch ein Mühlrad treibt. Man trinkt und badet, aber leider ist das Gehen wegen Mangels an Raum nicht ordentlich auszuführen. Das Wasser ist heilsam, dient zur Auflösung von Schleim, Galle und Unreinigkeiten bei Hypochondrie, Augenkrankheiten, dem schwarzen Staar etc. Das Leben ist theuer, die Unterhaltung gering. Nur[187] die wilde Gegend, die fernern schönen Schweizergegenden, die Abtei Pfeffers, das Sarganserland, der schöne Weg nach Ragatz und die Ruinen von Frodenberg und Nydberg, so wie viele kleine Partien für rüstige Fußgänger, gewähren Zerstreuung.
D.