[250] Polterabend, der Vorabend vor der Hochzeit, ehemals nur von den Landleuten, und zwar unter manchen Nationen durch die seltsamsten Ceremonien, gefeiert, wird es jetzt auch in den höhern Ständen. Der Name kommt von dem dabei üblichen Poltern, durch das Zerwerfen von Scherben, alten Töpfen etc. vor der Thür des Hochzeithauses oder Zimmers, ein Gebrauch, dem der Aberglaube vor Alters die Kraft zuschrieb, den Eheteufel (Asmodi) oder mißgünstige Hexen zu bannen. Freunde und Bekannte erscheinen am Polterabende ungeladen und erfreuen das Brautpaar durch Darbringung von Geschenken, durch Tänze, Gesänge und kleine dramatische Aufführungen, zu welchem Zwecke die »Stundenblumen« der geist- und gemüthreichen Agnes Franz nicht genug empfohlen werden können. Beim Tanze am Polterabende ist der Hauptscherz, daß man der Braut zuletzt die Augen verbindet, sie wie beim Blindekuhspiel in einen Ringkreis junger Mädchen stellt und nun zusieht, wen sie erhasche. Es gilt dieß für ein Orakel, daß die Gefangene zunächst der Braut in den Ehestand folgen werde.
F.