[307] Pulcheria, Aelia Augusta, eine der ausgezeichnetsten Frauen des oströmischen Kaiserreichs, welche, nachdem der Thron durch den Tod ihres Vaters, des Kaisers Arkadius, erledigt war, in dem zarten Alter von 15 Jahren, 414 n. Chr., die Zügel der Regierung ergriff, um im Namen ihres noch jüngern Bruders, Theodosius, zu herrschen. Ihr eigenes Wohl dem des Reichs hintenansetzend, legte sie mit ihren beiden Schwestern das Gelübde ab, sich dem Dienste Gottes zu weihen, um dadurch jeden Anspruch auf den Thron durch eine Verheirathung zu beseitigen. Ihre Regierung zeichnete sich durch Klugheit, Mäßigung und Uneigennützigkeit aus; dennoch fanden sich Feinde, welche sie bei dem Bruder verläumdeten und nöthigten, Constantinopel zu verlassen. Aber Theodosius starb bald darauf, und der Wunsch des ganzen Volkes rief die edle, hochherzige Frau abermals auf den Thron. Sie kehrte zurück, vermählte sich mit Marcianus, ward zur Kaiserin[307] ausgerufen, regierte noch eine Reihe von Jahren, beschützte namentlich das Christenthum und wurde nach ihrem 453 erfolgten Tode als Heilige verehrt.
B.