[319] Pythia, die jedesmalige Priesterin des Apollinischen Orakels zu Delphi. Nach besonderen Reinigungsakten und Läuterungen bestieg sie den Dreifuß, welcher über der geheimnißvollen Dunstgrotte stand, und sprach nun in einem Zustand ekstatischer Begeisterung die mystischen und doppeldeutigen Offenbarungen aus, welche den Fragenden als Antwort und Gottesstimme durch die Priester mitgetheilt wurden. Man glaubt, daß die wunderbare Ausströmung in der delphischen Orakelgrotte die Apollopriesterin in eine Art magnetischen Hellsehens versetzte, mindestens möchte der Somnambulismus ganz geeignet sein, die oft wirklich eintreffenden Prophezeihungen jener Seherinnen zu erklären, obwohl sein eigenstes Wesen immer noch selbst ein unerklärtes Räthsel ist.
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