[429] Rocaille. Zur Zeit, als es zum guten Ton gehörte, die Gärten mit regelrechten, grünen Wänden und die Parks mit Pagoden und chinesischen Tempeln zu schmücken, die in Figuren angelegten Beete durch Gänge von Porzellantäfelchen zu trennen und die Bäume in Kugeln und Pyramiden zu schneiden, in jener Epoche der Gartenkunst, Le Nôtres, mußte ein wohlangelegter Lustsitz durchaus künstliche Wasserwerke und Grotten für die bausbackigen Najaden haben. In den Grotten gab es wiederum künstlich ausgehauene Felsen, dazwischen Muschelwerk, Korallenäste, Seethiere aus Marmor und frische Moose, aus deren Mitte über die schön gruppirten Steine, denen leider das Beste die Natürlichkeit der Lage, fehlte, kühle Wässer strömten. Wohl sahen die Korallen und Muscheln vom Meeresgrunde in diese gesuchte Einsamkeit versetzt, traurig wie nicht dazu gehörend drein, aber solch Gemisch war Mode und hieß rocaille.
F.