[174] Schwermuth. Die Erfahrung, die wir machten, wirft oft einen dunkeln, stillen Schleier auf die Gegenwart. Wage es nicht, ihn zu heben! Unter ihm ist's grauer, leerer und wüster als über ihm. Trauerbänder liegen neben Glückstrümmern. In Blutströme münden oft Thränenbäche. Niedergepreßte Herzen vermögen kaum zu schlagen und umwölkte Augen können kaum aufblicken. Dieses und oft mehr noch verhüllt die Schwermuth mit ihrem Schleier und legt auf ihn das Centnergewicht der Leiden. Wird's nie licht und hell unter ihm? Drängt kein Strahl aus der Höhe das Gramgewebe hinweg, wie die Sonne den Nebel aus den Tiefen anzieht? Nur Hoffnungsfarbe gib wieder dem[174] Leben und deine Wolken und Schatten sinken in den Hintergrund der Vergessenheit. Nur stille werde die Sehnsucht und ruhig der Wunsch! Der Nebel fällt dann oft leicht und schnell von dem belasteten Herzen. Sogar als lichtes Gewölk und Morgenroth erscheint er dann nicht selten am Himmel des Gemüthes.
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