[213] Sergia, die erste Römerin, welche im J. 329 v. Chr. ein Gericht wegen Giftmischerei veranlaßte, die Vorläuferin jener Canidien und unheimlichen Kräutersammlerinnen, die in der Stille der Nacht an den Kreuzwegen sich neigten und beugten und der Hekate Opfer streuten und weihten, die auf Blumenpfaden wallten, nur um den tödtlichen Trank den Blättern zu entpressen und ihn in der goldenen Phiole lächelnd dem lächelnden Opfer zu reichen. Zu selbiger Zeit nämlich, nachdem bereits mehrere vornehme Römer ohne irgend eine Krankheitsanzeige plötzlich gestorben waren, folgten die Gerichtspersonen der Anzeige einer Dienerin und trafen in einer versteckten, diabolischen Küche gegen 20 Frauen an, die sämmtlich beschäftigt waren, Gifte zuzubereiten Alsbald wurde die ganze Zunft, an ihrer Spitze die Patricierin S., vor Gericht geführt, wo sie auf ihre Erklärung, daß diese Mischungen heilsame Arzneimittel seien, [213] zum Genuß derselben aufgefordert wurden. Da rieth S. den Genossinnen ihrer Frevel, dem gewissen Tode von fremder Hand, den freiwilligen vorzuziehen; der tückische Giftpfeil traf, ein Bote der ewigen Nemesis, die Brust dessen, der ihn entsendet: S. ergriff, die erste, den Becher, und trank, wie Cleopatra von Syrien, den für den Fremden bereiteten Tod.