[342] Sparsamkeit. Ernst und nachsinnend, aber doch freundlich-sorgend, steht diese Hüterin an der Thür des häuslichen Speichers, sichtet und bewahrt, schonet und sammelt, damit es nie fehle in der Zeit der Sorge und Noth. Aufmerksam hilft sie der Hausfrau beim Einkaufe, feilscht und wiegt klug und besonnen; durchforscht bedächtig als nie rastende Haushofmeisterin die Bedürfnisse des Hauses. Mit liebender Hast verbirgt sie den Sparpfennig in die innersten Falten ihres Gewandes: doch naht sich ein Fremdling der Schwelle, wankend am Stabe und weinend um eine kleine Gabe bittend, da greift sie voll edler Entsagung nach dem Gesparten und reicht es zur Labung dem flehenden Armen. Denn nicht dem lieblosen Geize verfällt der Frauen S.; Liebe ist ja die alleinige Quelle ihrer Sorgen; nur als der Spender freundlicher Gaben erhält das Gold seinen wahren Werth; blos ein Vermittler ist es ihnen von freundlichem Geben und Verleihen. Nur ihre Freude an der Freude der Ihrigen, an der reichlichsten Fülle ihrer Genüsse und der längsten Dauer derselben, veranlaßt die echte Hausfrau zum Schonen und Sparen. Darum verschwendet sie nicht, weil das Verschwendete Niemanden frommt. Deßhalb auch ist ihr das Vermögen werth und heilig als ein Erwerb ihres Gatten oder als Eigenthum ihrer[342] Kinder. So ist der Mann der erwerbende, die Hausfrau aber der erhaltende Vorstand des Hauses, und still und demüthig, aber ihres Verdienstes gewiß, naht sich die S., und windet in den Kranz häuslicher Ehren ihr dauerndes Immergrün.