Toast

[152] Toast, englisch, ein Trinkspruch, ein Gesundheitstrinken, bedeutet eigentlich rösten, und soll seine gegenwärtige Bedeutung folgendem Scherze verdanken. Die Geliebte eines Königs badete sich; von diesem Badewasser ließ sich ein übergalanter Hofmann eine Quantität bringen und trank auf ihre Gesundheit. Die sämmtlichen, anwesenden Gäste mußten es ihm natürlich nachthun, und der Letzte sagte scherzend: »Ich behalte das geröstete Brod (the toast) zurück,« womit er auf die damalige Sitte anspielte, ein Stückchen geröstetes Brod ins Glas zu thun. – Nirgends werden die T's mit so großer, fast gewissenhafter Feierlichkeit ausgebracht, als in England. Niemand darf eher trinken, als bis der Wirth die Gesundheit einer der anwesenden Frauen ausgebracht und diese den T. erwidert hat. Alles dieß geschieht im ceremoniösesten Tempo: man fordert auf ein Glas zu trinken; der Herausgeforderte bejaht durch eine Kopfneigung; sich einander ansehend schenkt man dann ein, erfaßt sein Glas, verneigt sich abermals, und beide freundliche Widerport blicken sich fest an und leeren zu gleicher Zeit ihr Glas. Da ein Jeder einen solchen Trinkstreit eingehen kann, so gehen die Blicke, Verneigungen, Namenaufrufe und das Gläserleeren wie ein Lauffeuer rund um den Tisch herum. Später trinkt man auch die Gesundheit von Abwesenden, namentlich der königlichen Familie, und jeder Anwesende muß diese T's laut beim Trinken nachsprechen. Der erste T., welchen bei feierlichen Männergastmahlen der Wirth oder der Vornehmste der Gesellschaft ausbringt, heißt Toast from the chair; und da bei großen Tafeln nicht alle[152] Gäste der Entfernung wegen denselbe verstehen können, so müssen bisweilen die Aufwärter ihn an andern Gegenden des Tisches wiederholen. – Auch in Deutschland werden solche T's immer gebräuchlicher; doch ist das eigentliche Gesundheittrinken eine alte deutsche Sitte. Bei den Gelagen und überhaupt in den Gasthäusern fange im Mittelalter Sänger Lieder und spielten die Harfe dazu. Umher saßen Zuhörer bei ehernen Bechern und tranken wie Rasende Gesundheiten um die Wette; und glücklich war der zu preisen, der nach einem solchen Zechen mit dem Leben davon kam. – Auch bei den Franken war es Sitte, nach aufgehobener Tafel noch lange bei den Bechern zu bleiben; der Wirth reichte den Gästen einen Becher, den sie auf einen Zug ausleeren mußten.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 152-153.
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