[252] Uhren, kannte man schon allgemein in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung, jedoch nur Sonnen-, Sand- und Wasseruhren; letztere waren bereits unter Julius Cäsar gewöhnlich. Erst im 13. und 14. Jahrhundert kamen die Räderuhren in Gebrauch. Die Erfindung der Taschenuhren wird gewöhnlich dem Nürnberger Peter Hele (1500) zugeschrieben; man nannte sie Anfangs deßhalb nürnberger Eier. Schon einige Jahrzehende darauf erhob sich die Uhrmacherkunst zu einem wichtigen Gewerbe. Der Engländer Huyghens erfand die Unruhe in den Taschenuhren, schlug auch zuerst im Jahre 1676 die Anwendung der Pendel vor, und wurde so der Erfinder der Pendeluhren, Wand-, Stock- oder Stutzuhren. Zur nämlichen Zeit fertigte in England der Künstler Graham für den König Karl II die erste Repetiruhr. Rasch schritt man nun auf der angetretenen Bahn fort, und Frankreich, England, Deutschland und die Schweiz wetteiferten mit einander in Vervollkommnung der Uhrwerke. Der Mechanismus wurde immer künstlicher, und die erst so einfachen Räderwerke vervollkommnete man zu Spieluhren, Flötenuhren, Chronometern oder Sekundenuhren (Stop watch) und künstlichen astronomischen U. überhaupt. Statt der ruhenden Hemmungen in den Taschenuhren (échappements à repos) oder des sogenannten Ankerganges, brachte man in neuerer Zeit die schleifende Hemmung (échappements à cylindre), mit dem Lepinischen Haken, à Lepine, in Anwendung, und bald kamen die sogenannten Cylinderuhren allgemein in Gebrauch. Die meisten Uhren in größter Mannichfaltigkeit liefern gegenwärtig Paris, Dieppe, Wien, Augsburg, Neufchatel, Genf, La Locle, La Chaux de[252] fond etc. Die englischen Uhren, welche sich vor allen andern durch Genauigkeit und Dauerhaftigkeit auszeichnen, werden vorzüglich zu London, Liverpool, Coventry und Prescot gefertigt. Die pariser Taschenuhren, vorzüglich auch die Damenuhren, zeichnen sich durch ihre Feinheit und Eleganz, weniger jedoch durch ihre Genauigkeit und regelmäßigen Gang aus.
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