[65] A priori (vom Früheren): im vorhinein, vor der Erfahrung, unabhängig von der Erfahrung, selbstgewiß, absolut denknotwendig und allgemeingültig, nicht erst durch Erfahrungen, durch Inductionen aus dieser bedingt, sondern im Gegenteil die möglichen Erfahrungen schon formal im vorhinein, für alle Fälle bedingend, bestimmend, constituierend. Das a priori der Erkenntnis ist in der allgemeinen synthetischen Natur des Bewußtseins, der Ichheit begründet, es entsteht erst in und mit der Erfahrung, stammt aber nicht aus dem Erfahrungsstoffe, sondern kommt zu diesem als dessen allgemeine, notwendige Form erst hinzu, nicht ohne durch die Erfahrungsinhalte selbst specificiert und motiviert in der Anwendung zu sein. Das a priori der Erkenntnis ist als solches subjectiv, setzt aber Objectivität der Bewußtseinsinhalte. Es ist nicht »angeboren«, beruht aber psychophysisch auf ursprünglichen Dispositionen (s. d.). Apriorisch sind nicht Begriffe als solche, sondern synthetische Functionen und Functionsnotwendigkeiten. Logisch apriorisch sind die Anschauungsformen (s. d.), die Kategorien (s. d.) und die unmittelbar auf diese sich stützenden Grundsätze (Axiome, (s. d.)) des Denkens.