Aussage

[113] Aussage (katêgorein, praedicatio): sprachlich geformtes Urteil. Der Megariker STILPO soll behauptet haben, von einem Etwas lasse sich nichts als dasselbe Etwas aussagen (heteron heteron katêgoreisthai, Simpl. ad. Ar. Phys. 26r, 120 f.). ANTISTHENES meint, es gebe von jedem nur einen oikeios logos; es dürfen nur identische Urteile: S ist S (z.B. der Mensch ist Mensch) aufgestellt werden (Plat. Soph., 251 b; Aristot., Met. V, 29). Unter ta genê tôn katêgoriôn, Arten der Aussage, versteht ARISTOTELES die allgemeinsten Begriffsformen, die Kategorien (s. d.). Ausgesagt kann nach ihm und den Scholastikern nur das Allgemeine werden (De interpr. 7, 17 a 39). Nach THOMAS ist »praedicatio« »quoddam, quod completur per actionem intellectus componentis et dividentis, habens tamen fundamentum in re, ipsam unitatem eorum, quorum unum de altero dicitur« (De ente 4 k). HUSSERL betont, alle theoretische Forschung terminiere zuletzt in Aussagen (Log. Unt. II, 5). Von dem Acte der Aussage ist der »ideale Inhalt«, der constant gilt, zu unterscheiden (l.c. S. 44). Jede Aussage hat eine Meinung, bedeutet etwas (l.c. S. 45). Vgl. Logik, Bedeutung. – AVENARIUS bezeichnet die »Aussagen« als »E-Werte« (s. d.) und betrachtet sie als »abhängig« vom »System C« (s. d.), als »Function« desselben. Die »Aussagen« zerfallen in »Elemente« (s. d.) und »Charaktere« (s. d.). – Die Aussage als Bericht über ein Ereignis hängt von der Treue des Gedächtnisses ab, sie wird durch die Phantasie beeinflußt (vgl. W. STERN, Zur Psychol. d. Aussage 1902).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 113.
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