Experiment

[329] Experiment (experimentum, Erfahrung, Versuch): willkürliche, planmäßige Beobachtung unter künstlich hergestellten Bedingungen; Herstellung von, »Wirkungen«, um daraus die bestimmten Ursachen, von »Ursachen,« um die Wirkungen kennen zu lernen. Das Experiment wird in den Naturwissenschaften und in der Psychologie verwandt.

Experimente werden schon im Altertum angestellt, auch im Mittelalter (Alchymie), systematisch erst seit dem 17. Jahrhundert. Auf die Notwendigkeit des Experimentierens weisen philosophischerseits im Mittelalter ALBERTUS MAGNUS, ROGER BACON, J. BURIDAN, später PARACELSUS, L. VIVES, GALILEI[329] u. a. hin, dann DESCARTES, besonders aber F. BACON. Nur der methodische Versuch hat Wert (Nov. Organ. I, 70, 82, 100). Eine Vergleichung der Fälle nach gradweisen »Instanzen« (ff. d.), endlich die Bestätigung durch das »experimentum crucis« ist notwendig. CHR. WOLF definiert: »Experimentum est experientia, quae versatur circa facta naturae, quae nonnisi interveniente opera nostra contingunt« (Psychol. empir. § 456). WUNDT versteht unter Experiment »eine Beobachtung, die von willkürlichen Einwirkungen des Beobachters auf die Erscheinungen begleitet wird« (Log. II, 277). Durch das (directe oder indirecte) Experiment erfolgt ein »Isolieren und Variieren« der Umstände (l.c. S. 278). JEVONS erklärt: »Experiment is... observation plus alteration of conditions« (Princ. of science2, p. 400). Vgl. Psychologie.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 329-330.
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