[277] Hölderlin, Friedrich, 1770-1843, der bekannte Dichter, mit Schelling und Hegel befreundet, erst Kantianer (als Hörer Fichtes), dann Verkünder eines ästhetischen Pantheismus in seinem Roman »Hyperion«.
Seinem Pantheismus gibt H. folgenden Ausdruck: »Eines zu sein mit allem, das ist Leben der Gottheit, das ist der Himmel des Menschen.« »Eines zu sein mit allem, was lebt, in seliger Selbstvergessenheit wiederzukehren ins All der Natur, das ist der Gipfel der Gedanken und Freuden« (Hyperion, 1. Buch). »Die Liebe gebar Jahrtausende voll lebendiger Menschen; die Freundschaft wird sie wiedergebären. Von Kinderharmonie sind einst die Völker ausgegangen, die Harmonie der Geister wird der Anfang einer neuen Weltgeschichte sein« (l. c. 2. Buch). Die Dichtung ist Anfang und Ende der Philosophie. »Wie Minerva aus Jupiters Haupt, entspringt sie aus der Dichtung eines unendlichen göttlichen Seins.« Das in sich unterschiedene Eine (Heraklit), das Wesen der Schönheit, ist auch das Wesen des Alls (ib.). »Es wird nur eine Schönheit sein: und Menschheit und Natur wird sich vereinigen in eine allumfassende Gottheit« (ib.). »Wir trennen uns nur, um inniger einig zu sein, göttlich-friedlich mit allem, mit uns. Wir sterben, um zu leben« (l. c. 4. Buch). Ewig lebt die Seele in der Welt.
Vgl. Sämtliche Werke, 1846 und in der »Goldenen Klassikerbibliothek«. – J. KLAIBER, H., 1877. – Vgl. KARLOWA, H. u. Nietzsche-Zarathustra, 1907.