[250] Hemsterhuis, Franz, geb. 1721 in Franecker als Sohn des berühmten Philologen Tiberius H., studierte in Leyden, wurde Sekretär der Generalstaaten, gest.. 1790 im Haag.
H., der von Plato, Locke, Shaftesbury, Leibniz u. a. beeinflußt ist, bekämpft den Materialismus. Die Dinge erkennen wir nur in ihren Relationen zu uns, Gottes Dasein aber unmittelbar durch die Vernunft (vgl. Jacobi, den er – Verkehr im Hause der Fürstin Gallitzin – beeinflußt hat). Geistige und körperliche Wesen sind ihrem Wesen nach verschieden (Dualismus). Die Seele steht mit dem Leibe in Wechselwirkung. Gott ist der Schöpfer der Welt. Die Schönheit beruht auf dem rechten Verhältnis eines Gegenstandes zur Seele, auf der leichten Übersichtlichkeit des Mannigfaltigen. Schön ist, was uns die möglichste Anzahl von Vorstellungen in der kürzesten Zeit verschafft, was Goethe (Kampagne in Frankreich, WW. hrsg. von L. Geiger, Bd. 27, S. 122) dahin modifiziert: »Ich aber muß sagen: das Schöne sei, wenn wir das gesetzmäßig Lebendige in seiner größten Tätigkeit und Vollkommenheit schauen, wodurch wir, zur Reproduktion gereizt, uns gleichfalls lebendig und in höchste Tätigkeit versetzt fühlen.« Dies laufe aber auf dasselbe was H. meint, hinaus.
SCHRIFTEN: Lettres sur le désir, 1770. – Lettre sur l'homme et ses rapports, 1772. – Sophyle ou de la philosophie, 1778. – Aristée ou de la divinité, 1779 –[250] Alexis ou sur l'âge d'or, 1787; deutsch von Jacobi 1787. – Simon ou des facultés de l'âme, 1790. – Oeuvres philosophiques, 1792; 2. éd. 1809; 1846-50; deutsch 1782-97. – Vgl. E. GRUIKER, F. H., 1866. – E. MEYER, Der Philosoph F. H., 1893.