Klein, Georg Michael

[353] Klein, Georg Michael, geb. 1776 in Alitzheim (Bayern), Prof. in Würzburg, gest. 1820.

Anhänger Schellings, der in der letztgenannten Schrift vom Pantheismus abrückt und auf Kante »Vernunftglauben« zurückgeht. In der ersten Schrift betont er: »Die Erkenntnis von Wahrheiten ohne die der Wahrheit an sich sind Worte ohne Sinn, eitle Widersprüche.« Der reflektierende Verstand ist in einer endlosen Reihe von Endlichkeiten befangen, die für ein selbständiges Sein gehalten werden. Die Vernunft hingegen erkennt in der Endlichkeit »einen Fluß von Veränderungen, ein endloses Werden ohne Bestehen und Beharrlichkeit; sie sucht, ein Unveränderliches, ein ewig sich gleich Bleibendes; nur dieses gilt ihr als Realität und die Erkenntnis desselben als Wahrheit«. Daß Streben nach Einheit im Wissen ist eine unabweisbare Forderung unseres Geistes; Harmonie mit sich selbst ist das höchste Ziel alles vernünftigen[353] Strebens, welches nur durch das Absolute, Unbedingte befriedigt wird. Den Gegensatz des Unendlichen und Endlichen, des Denkens und Seins zur harmonischen Einheit des Wissens zu bringen, ist das Ziel alles wahren Philosophierens. Die apriorischen Begriffe (Kategorien) sind nur Begriffe der allgemeinen, notwendigen Relationen der Erscheinungen, der endlichen Dinge; sie dürfen nicht auf das Unendliche übertragen werden. Unsere Vernunft aber will wissen, was an sich wahr, gut und schön ist.

SCHRIFTEN: Beiträge zum Studium der Philosophie als Wissenschaft des Alls, 1805. – Verstandeslehre, 1810 (2. A.: Anschaunngs- und Denklehre, 1818). – Versuch, die Ethik als Wissenschaft zu begründen, 1811. – Darstellung der philosophischen Religions- und Sittenlehre, 1818.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 353-354.
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